4. ( 3 . außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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wart in Saubucht nichts mehr davon weiß, scheint die Wintereiche, welche wir heut nahe dem Ufer des Großen Fensters vor D/s Stunden passiert, der älteste Grunewaldbauin zu sein. Der Baum ist wegen der windigen Lage unweit des breiten Havelstroms gedrungen kurzstämmig gewachsen und ergab 1 m über Gelände gemessen 6 m Umfang. Herr Friedei schlug vor, ihn zu Ehren Linnäs die Linne-Eiche zu nennen, wodurch zugleich eine Verständigung über ihren Standpunkt allgemein und für alle Zeiten erzielt werden würde.
Der Vorsitzende machte ferner auf die unsterblichen Verdienste des großen Schweden um die Naturgeschichte, insbesondere die „liebenswürdige Wissenschaft“, „scientia amabilis“, die Pflanzenkunde, aufmerksam. Während in Linnüs Systema naturae (Leiden 1785), Fundamenta botanica(Leiden 1736) Generaplantarum (Leiden 1737) Corollorium generum plantarum (Leiden 1737) statt des jetzigen kurzen Speziesnamens noch die umständliche und deshalb mehrdeutige und oft von Dritten mißverstandene Beschreibung der einzelnen Pflanzen- Arten vorkommt, führt er die jetzt übliche Beschreibung der Pflanzen mit kurzen bestimmten Artnamen in seiner Species plantarum 1753 und dieselbe „binäre“ Nomenklatur für die Tierwelt i. J. 1758 in der 10. Auflage seines vorgedachten Systema natura ein. Seitdem sind diese Binome in der ganzen wissenschaftlichen Welt üblich geworden. Sein System der Pflanzen, das sog. künstliche System, begründet auf die Sexualorgane, ist zwar durch das sogen, natürliche System B. deJussien’s und seines Neffen A. L. de Jussien überholt worden, es war aber auch dieser erste systematische Versuch Linnes gegen früher ein gewaltiger Fortschritt.
Die Brandenburgs als heimatkundliche Vereinigung huldigt auch ihrerseits einmütig dem hehren Genius des großen Naturforschers am heutigen Tage und würde es als eine willkommene Bereicherung der Heimatskunde ansehen, falls der heut gemachte Vorschlag, die große weithin sichtbare alte Eiche am Havelufer unweit dem Großen Fenster fortan als „Linne-Eiche“ zu bezeichnen, Anklang, insbesondere forstamtliche Anerkennung fände.
Hierauf ergriff ergriff Herr Dr. Friedrich Solger das Wort zu dem weiterhin mitgeteilten geologisch-heimatkundlichen Vortrag, welcher mit größtem Beifall begrüßt wurde.
Auf der Rückfahrt, die von Pichelsberg ab auf zwei Motorbooten bis Wannsee am linken Havelufer entlang zurückgelegt wurde, machte der Vorsitzende auf die zuvor erwähnten Schlammaufschüttungen aufmerksam, welche die Schiffe in nächster Nähe passierten. Verschiedene Schichten des Untergrundes zeigten ganze Felder von gehobenen gelben Seerosen Nuphar luteum und weißen Seerosen oder Mummelchen (Nymphae alba) mit einem Gewirr langer, fleischiger, armdicker Wurzeln,