Heft 
(1907) 16
Seite
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|5. (2. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Was die Fossilführung des diesem Mergel unter lagernden Hori­zontes anbetriflft (S. 381), so wäre in das Vorkommen von Paludina diluviana Kunth*)auf primärer Lagerstätte zn denken. Als primäre Lagerstätten sind hier Faulschlammgesteine, Sapropelite (nach Potoniö) anzusehen. In solchen Lagern ist Paludina diluviana bekannt aus den Bohrlöchern in der Vereinsbrauerei Rixdorf, vom Hof der Kürassier- kaserne in der Alexandrinenstraße, vom Hof der 2. Dragonerkaserne in der Blücherstraße, in der Böckhstr. 27, im Grünen Weg 113, in der Fabrik Kanne in Niederschöneweide, in der Schultheiß-Brauerei in der Lichterfelder Straße, auf dem Kreuzberg und von einem städtischen Bohrloch in der Alten Jabokstraße vor Nr. 40 41. Diese Schichten alle sind typisches Interglaciär. Diese Lagerung der Paludina diluviana unter dem oberen Mergel festgestellt zn haben, ist Kannhowens unbesteitbares Verdienst. (Vgl. jedoch die Schlußbemerkungen dieser Nummer.

Von den San den (S. 389) liegen zuoberst längs der Strecke meist feine, selten kiesige Sande. Man könnte zunächst an jungdilu­viale Talsande denken. Dagegen spricht das Vorkommen von Kiefern­stubben in natürlicher Stellung mit wagerecht ausgebreiteten Wurzeln in den Sanden unmittelbar über dem Geschiebemergel westlich vom Zoologischen Garten etwa 5 m unter Tag (S. 390). Der ganz frische Erhaltungszustand der Stubben spricht für ein sehr jugendliches Alter und es bleibt sonach nnr übrig, diese Sande als alluvial anzusprechen. An der Passauerstraße erreichen sie etwa 12 m Mächtigkeit.

Unterlagert wird der Geschiebemergel meist von ziemlich mäch­tigen schwachkiesigen, mittelscharfer und feinren Sanden. Unmittelbar überlagert wird er von schärferen, steinigen Sanden und Kiesen bis 1 m stark, die Ausschlemmungs-Rückstände der Oberfläche des Ge­schiebemergels. Kaunhowen nennt ihn Grenzsand. An der Ober­kante dieses Grenzsandes treten meist 12 dem starke Schichten auf, fast ganz bestehend aus Braunkohlenholz, Braunkohle und viel Bernstein. Diese bernsteinführenden Kiese sind der Brandenburgia aus mehrfach von mir gemachten Funde von Berlin und Großberlin bekannt. Als leichtere z. T. schwimmende Massen haben sie sich über den schwereren steinigen Bestandteilen natiirtich zu oberst abgelagert. Braunkohle und

*) Herr Kaunhowen teilt mit, daß er eine Publikation über das Vorkommen und die Altersstellung von Paludina diluviana in Großberlin beabsichtigt. Vgl. auch AVahn- schuffe: Zur Kritik der Interglacialbildungen in der Umgegend von Berlin im

Monatsbericht der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Jahrg. 1903, Nr. 5, 8. 318- In der Brandenburgia vorgelegt habe ich Paludina diluviana von sehr verschiedenen Fundorten des erwähnten Gebiets. In meinen geologischen Fundberichten in den Sammelkästen (Archiv) des Märkischen Museums finden sich außerdem noch sehr viele sonstige einschlägige Beobachtungen von mir.