5. (2. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
293
Ich führe einzelne Angaben von Wichtigkeit an. S. 4: „Der Mensch ist das Leitfossil des Diluviums. Die Geschichte der Menschheit aber behandelt die Historie“.
„Wir haben oft genug die Erfahrung gemacht, daß Formen, die bei uns einer bestimmten Lage angehören, in ganz ähnlichen Typen anderswo früher oder später auftraten und auf Wanderungen oder Faunenverschiebung hindenten. — Selbst die Rentierzeit in Norddeutschland muß geologisch betrachtet etwas Jüngeres sein als z. B. in Oberschwaben oder im Pariser Becken. Herr Dr. Sarasin teilte mir mit, daß die Instrumente der jetzt ausgestorbenen Tasmanien durchaus die Formen der Moustiei 1 -Waffen besaßen“.
S. 7: „Reste von Menschen oder menschenähnlichen Wesen, die vor der Eiszeit in Europa gelebt hätten, wurden bisher nicht sicher entdeckt. Trotzdem geht die Geschichte der Menschheit wahrscheinlich weit zurück. Abgesehen von den Hominiden-Resten aus dem Sunda- Archipel, fanden sich im älteren und mittleren Tertiär Europas einige Zähne, die menschlichen Charakter tragen.“
S. 7: „Lebten solche Hominiden mit entwickelten Händen im Tertiär, so sollte man auch irgend welche rohe Erzeugnisse als Anfänge der Kultur erwarten. Groß war daher die Freude und das Aufsehen, welches in jüngster Zeit Lagerstätten angeblich bearbeiteter Feuersteine am Fuße des Cantal bei Aurillac erregten. Auf Sanden, die als pliocän durch große Elefanten (Mastodon) und Vorläufer des Pferdes (Hippa- rion) pp. charakterisiert werden, liegen vulkanische Tuffe mit braunen, eigenartig gestalteten Feuersteinen, die in der Tat wie behauen erscheinen, aber nach der Formengebung eine besondere, natürlich sehr alte Steinzeit bereichern würden. Herr Geh.-Rat Verworn und mein Greifswalder Kollege Herr Geh.-Rat Bonnet haben vor einem Jahre dort gegraben, und ich hatte in Greifswald Gelegenheit, die Sachen zu sehen und eingehend zu betrachten. Menschenähnliche Knochen sind bisher dort nicht beobachtet; so lange dies nicht geschehen, bleiben immerhin, was besonders die Franzosen betont haben, Zweifel an der Artefaktur dieser Feuersteine bestehen“.
S. 9: „Daraus ergibt sich, daß die sogenannte Rentierzeit in
Süddeutschland an das Ende der Vereisung fällt, daß also manche norddeutsche Funde, z. B. bei Taubach und bei Rixdorf unweit Berlin im älteren Hauptinterglazial liegen. Auch die eigenartige Menschenrasse von Krapina in Kroatien ist an den Schluß der Eiszeit zu stellen. Leider wissen wir nichts über das Alter des Brünner und des Neander- tal-Menschenschädels. In diesen beiden Fällen hat die Lagerung vorläufig versagt“.
S. 10: „In diesem Zusammenhänge sei mit allem Nachdruck darauf hingewiesen, daß die Technik abhängig ist vom Material. Feuerstein