Heft 
(1907) 16
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5. (2. ordentliche) Versammlung des XVI, Vereinsjahree.

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S. 15:Selbst dort, wo die Strandverschiebungen fehlen, also im Innern des Landes, vermag man aus den Folgen die nötigen Anhalts­punkte zu gewinnen, ln diese Meere sind die Hauptflüsse gemündet. Ihr Lauf und Gefälle ist natürlich vom Meeresstrande abhängig; sinkt eine Küste, so versumpfen und vermooren die Täler weit aufwärts, weil das Wasser keine Vorflut mehr besitzt. Daher gestattet der Zusammen­hang der Torfmoor- und Flußablagerungen mit diesen Schichten, sobald er erst einmal festgesetzt ist, eine Parallelisierung landeinwärts. Inter­essant war mir als Beispiel die Mitteilung des Herrn Sanitätsrat Dr. Schumann, daß sowohl am Uckertale als auch bei Schwedt an der Oder Gräber Vorkommen, die unter dem heutigen Wasserstande liegen, also unter den heute herrschenden Verhältnissen gar nicht angelegt sein können. Sie sind demnach älter als die Änderung des Grund­wassers, die durch das Maximum der Senkung erzeugt wurde und gehören daher wahrscheinlich der späteren Litorinaperiode an.

Ich bemerke zu letzterer Mitteilung Deeckes, daß das Märkische Museum eine ganze Reihe von Totenurnen besitzt die aus versunkenem und vertorftem Gelände erhoben werden, z. B. als Geschenk des Herrn von Schmeling-Dieringshofen Totenurnen von Nieder-L andi'n, Kreis Angermünde, unweit der von Schumann angedeuteten Vorkommnisse, ferner eine große steinzeitliche Urne mit Beigefäßen aus einem Sumpf bei Satzkorn, Kreis Osthavelland u. dgl.

S. 20: Es besteht meines Wissens gar kein Hindernis, den letzten Schwund der Alpengletscher mit der Durchwärmung Mitteleuropas in Verbindung zu bringen, die von dem Einbruch des atlantischen Wassers in die nördlichen Senker ausging, d. h. die Litoiiua-Periode mit dieser gleich zu setzen. Damit haben wir den Anfang einer Chronologie, die in den Einzelheiten weiter ausgebaut werden kann.

Mit diesem Zitat schließe ich meine heutigen Angaben über die reichhaltige Deeckesche Schrift, die, wie Sie ersehen, Perspektiven rück­wärts wie vorwärts in verschiedener Weise eröffnet.

XXII. Hans Spethmann: Überblick über die nacheiszeit­liche Entwickelung des südwestlichen Ostseebeckens. (Natur­wissenschaftliche Wochenschrift vom 17. Dezember 1907. S. 107 flg.) und derselbe: Die Lübecker Mulde und ihre Terrassen. Ein Beitrag zur postglazialen Genetik des südwestlichen Ostsee­beckens. (Centralblatt für Mineralogie etc. Jahrg. 1907. Nr. 4 S. 97 flg.) Beide Arbeiten des Verfassers lassen sich an die vorgeschilderten An­gaben Deeckes, soweit das südwestliche Ostseegebiet und unsere Gegend in Frage kommen, anschließen. 1. Nach dem Schwinden der diluvialen Gletscher siedelte sich eine arktische Flora an (Dryas octopetala, Betula nana, Salix polaris pp). Yoldia-Periode. 2. Folgt die etwa wärmere Periode der Kiefer. Abschneiden der Ostsee vom Weltmeer. Die Süßwasserschnecken