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6. (2. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
Sonne sengen und die ganze Pflanze verdorrt erscheinen, ein gelinder Kegen gibt ihr neues Leben und frisches Grün.
Der Forstmann rottet den Be senpf riem schonungslos aus; denn er „erstickt die Heide“ (daher Stickheide) d. h. er nimmt den Beeren, Blumen, Pilzen deu Boden und den Bäumen die Nahrung. Der Jäger hingegen schont ihn, weil er den jungen Hasen, die Singvögel etc. gegen den Blick der Raubvögel schützt und im Winter bei hohem Schnee den ersten Unterschlupf gewährt. ( Hasenk raut?)
Der märkischen Besenindustric liefert er seit uralter Zeit das Material. Aus ihm werden die eigentlichen Besen gemacht (de richtigen Bessen mokt), während die aus Birkenreisig gewundenen Reisbesen heißen.
Seit Jahrzenten liudet der Besenpfriem Verwendung bei der Herstellung der Lehmpatzen. Er dient liier als Bindemittel und wird zu diesem Zweck auf der Häcksellade klein geschnitten und mit dem Lehm geknetet. Aus Lehmpatzen baut man Häuser, Scheunen und Schuppen. Man stellt zunächst ein Holzgerüst her, die Lehmsteine füllen die Fächer aus und ersetzen so die „Kleiwen“ d. h. die Staken, welche mit Stroh und Lehm umwunden werden, oder mau richtet-Fundament, Eckpfeiler und Türpfeiler aus Feld- bezw. Backsteinen her, und die Lehmsteine werden vermauert und zu diesem Zweck mit dem Bindemittel, Lehm und Besenpfriem, verbunden. Die Gebäude aus Patzen sind wohlfeil und haltbar; erforderlich ist, daß sie gegen Nässe von innen und außen geschützt werden. Daher sind sie für Viehställe nicht geeignet; den Schutz gegen Regen, Wind etc. bietet man am besten durch groben Putz, nicht durch Bretter, weil die Ritzen Feuchtigkeit durchlassen. Auch nistet sich leicht Ungeziefer ein.
Der trockne Besenpfriem dient zum Nachheizen der Backofen. An vielen Orten wird er mit dem Wermut zum Fangen der Fliegen in Knhställen benutzt und am Abend, wenn das Vieh von der Weide kommt, in dem Stall aufgehängt. Die Fliegen naschen von dem Wasser und bleiben an dem Busch sitzen. Mit einem geöffneten Sack umgibt man ihn und ertränkt die Insekten. Die Kinder beteiligen sich mit Vorliebe an dem Fang; sie gewinnen so Putter für die Fliegenschnäpper, Rotschwänzchen, oder für den Starmatz. Der Besenpfriem spielt in der Volkssage eine Rolle. Er erstickt die Heide, daher Stickheide genannt. Besen ans ihm, in der Walpurgisnacht 30. April, gebunden, schützen gegen Hexen, wenn man sie ohne Stiel vor die Tür (das Tor) legt. Keine Hexe geht über einen solchen Besen.
Mit dem Extrakt aus den gekochten Blättern färbt man die Ostereier grün; die Kinder in Walddörfern bauen sich aus den grünen Zweigen die Nester und polstern sie mit Moos aus.