Heft 
(1907) 16
Seite
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5. (2. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Die Glanzzeit der jungen Anstalt war bald vorüber. Friedrich y\ ilhelm I hob die Beiträge der Regimenter zur Schule und Waisen­anstalt auf, und die Lateinschule wurde eine Elementarschule, an der der Kantor, Organist und Küster der Garnisongemeinde wirkten. Durch das Auftliegen des Pulverturins wurde das Schulgebäude zum Teil zer­stört. 1722 kaufte der König das Maus des Generals von Glasenapp, jetzt Neue Friedrichstr. 40 (Garnisonpfarrhaus) und richtete es zum Schullokal ein. Der Kaum war vollständig ungenügend; 250 Kinder mullten gemeinsam von den Lehrern unterrichtet werden. In diesem trostlosen Zustande blieb die Schule bis zum Jahre 1784.

Der Geist, «ler Philanthropen wirkte belebend auf die Schulverhält­nisse der Soldatenkinder. Bei den Regimentern wurden die bestehenden Soldatenkinderschulen im modernen Sinne, d. h. im Geiste der Rochow- schen Pädagogik, umgestaltet, und auch die Berliner Garnisonschule erwachte zu neuem Leben. Der General von Möllendorff, der 1782 Gouverneur von Berlin geworden war, wandte ihr sein Interesse zu, berief zu ihrer Leitung den Kandidaten Wippel, vergrößerte durch üm- und Aufbau die Räumlichkeiten und drang auf regelmäßigen Schulbesuch.

Nach dem unglücklichen Kriege 1806 07 wurde sie im Geiste der Pädagogik Pestalozzis reorganisiert und in eine höhere Bürgerschule umgewandelt. Jedoch vermochte sie nicht ihre Aufgabe, eine solche zu sein, zu erfüllen. 1837 verwandelte man sie in eine Elementarschule und löste sie am 1. April 1849 auf.

Die Berliner Regimentsschulen verdanken ihre Begründung der Zirkularorder Friedrich Wilhelms I vom 22. Januar 1720, in der er den Peldpredigern die religiöse Untenveisung der Soldatenkinder zur Pflicht machte. Im Einverständnis mit dem Regimentschef, bezw. Kommandeur richteten sie Schulen ein und übertrugen den Küstern den Unterricht der Soldatenkinder im Lesen, Schreiben und Rechnen. Während der schlesischen Kriege gingen die Regimentsschulen ein, und die Kinder mußten, so gut es ging, den Zivilschulen überwiesen werden, oder Wieben, da eine geregelte Aufsicht fehlte, ohne Unterricht. Nach dem Hubertsburger Frieden stellte man die Schulen wieder her. Da gleich­zeitig für die Regimenter auf den ehemaligen Festungswällen Kasernen erbaut wurden, so eröffhete man, um den Kindern den Schulweg zu ersparen, in ihnen eine zweite Schule, die zur Unterscheidung von der RegimentsschuleKasernenschule genannt wurde. Im achten Jahrzehnt vereinigte man sie beide, und so entstanden die zwei- bezw. dreiklassigen Regimentsschulen, die sich bald zur Blüte entwickelten.

Der unglückliche Krieg führte die Auflösung der in Berlin stehenden Regimenter und ihrer Schulen herbei. Für die Kinder der inaktiven Soldaten blieben drei Schulen bestehen, deren letzte 1818 auf­gehoben wurde. Zu diesen Regimentschulen gehörten auch die lutherische