Heft 
(1907) 16
Seite
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6. (4. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Nach der Rückkehr war die geschäftliche Sitzung beendet, und es begann die öffentliche Versammlung. An drei langen Tafeln hatte eine äußerst stattliche Anzahl von Herren und Damen Platz genommen. Herr Prof. Jentsch eröft'nete die Sitzun gmit einer längeren Ansprache. Hierin knüpfte er au an die Gründung und Lage von Dobrilugk.j Die Stadt wurde ein Centrum der Kultur, von der aus das Christentum, die Ge­sittung und die Lebenshaltung sich Bahn in die Wildnis machte. Nach dieser Einleitung besprach er die Ziele der Gesellschaft und die Auf­gaben der Anthropologie und erläuterte die Wege, die zu diesem Ziele führen. Im Besonderen wies er auf die Schätze des Bodens und die gesetzlichen Bestimmungen für ihre Bergung und Eihaltung hin, indem er an die Bestrebungen für Heimatkunde und Heimatschutz auknüpfte, weiterhin empfahl er dringend einen engeren Zusammenschluß der Vereine behufs Erleichterung der wissenschaftlichen Arbeiten, da heute viele keine Beachtung fänden, während andere umgekehrt sich mit Fragen beschäftigten, die längst erledigt wären. Zum Schluß endlich gab er noch einen kurzen Überblick über die Geschichte der Prähistorie in unserer Provinz, indem er dabei einen reichen Fund in der Nähe von Cottbus genauer erläuterte.

Darauf ergriff' Herr Regierungs-Baumeister Weber das Wort und begrüßte an Stelle des erkrankten Bürgermeisters beide Gesellschaften und wünschte ihnen einen genußreichen Tag.

Hierauf nahm Herr Prof. Jentsch noch einmal das Wort, um den Herrn des Ausschusses und der Stadt Dobrilugk den Dank auszusprechen für den freundlichen Empfang und die Mühewaltung in bezug auf das Arrangement. Er kniipte hierbei an den bekannten Vers Walters von der Vogelweide an, der folgendermaßen lautet:

E daz ich lange in selber drü beklemmet waere als ich bin, ich wurde e rnünch ze Toberlü.

Was auf Deutsch ungefähr heißt,

Eh ich noch lang in solcher Tr uh

Verschlossen läg wie ich jetzt tu,

Eli werd ich Mönch in Toberln.

Nun ergriff Herr Geheimrat Friedei das Wort, um dem Anthro­pologischen Verein den Dank der Brandenburgs auszusprechen für die Einladung zum heutigen Tage. Im Anschluß daran verlas er einen Brief Seiner Exzellenz des Herrn Landesdirektors von Manteuffel, in welchem er sein Bedauern ausprach, der Versammlung nicht beiwohnen zu können und bat einen Gruß auszurichten an die alten Kreisinsassen. Auf diese Ansprache dankte Herr Prof. Jentsch.

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