Heft 
(1907) 16
Seite
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Bttclierbesprechungen.

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den Besitzer der letzten Semmel tot. Nun konnte eine gerechte Teilung stattfinden. Sie verscharrten den Erschlagenen und gingen weiter ihres Weges. Der die Semmel an sich gebracht hatte, bereits. Als aber die 5 Brüder auf redliche Teilung bestanden, er immer weiter und reizte dadurch die anderen, die ihn nun auch erschlugen. So setzte sichs weiter fort, bis der letzte, als er den Rest der an sich gebrachten Semmel an einem Kreuzwege verzehrt hatte, von großer Reue geplagt sich das Leben nahm. Stillschweigend, fast ehrfürchtig, legt jeder Wanderer, der an den Hügeln vorbeikommt, ein Reis oder einen Stein darauf und sorgt so unbewußt mit für die Erhaltung der Hügel und der Sage, die aber im Volksmund viel­fach anders erzählt wird. R. Jülich er.

Bücherbesprechungen

Hie guet Brandenburg allewege. Blätter für Heimatkunde. Heraus­gegeben von Walther Specht. 3. Bd. Rathenow, M. Babenzien, 1907. Oebd. 2. M.

Von der heimatkundlichen Zeitschrift, die als Beilage zum Westhavel­ländischen Kreisblatt erscheint und deren erste Bände an dieser Stelle besprochen worden sind, liegt der 3. Band vor, der wieder zahlreiche neue und interessante Beiträge zur märkischen Heimats- und Ortsgeschichte enthält. Vor allem ist das Westhavelland und sein Hauptort Rathenow berück­sichtigt. Der Herausgeber W. Specht teiltSpukgeschichten aus Rathenow aus der Zeit des 30jährigen Krieges mit, fernerStatuta der Stadt Rathenow vom 7. November 1612, die nur in Abschriften enthalten sind, das Original scheint im 30jährigen Kriege verloren gegangen zu sein, dann einen Gilde­brief der Rathenower Tuchmacher aus dem Jahre 1580, Nachrichten von den Dörfern Tremnitz, Mögelin und Döberitz im Westhavelländ und ver­schiedene Sagen und abergläubische Gebräuche aus derselben Landschaft. Bemerkenswert ist eine Studie Uber dasKönigsgrab in Seddin, in der Specht eine anschauliche Schilderung über die Bestattung des germanischen Edelings und die Aufrichtung des Grabhügels gibt. In die Zeit Friedrichs des Großen führen die AufsätzeEin Tag aus dem Leben Friedrichs II., die Schilderung eines Besuchs des großen Königs im Rhinluch, nach dem Bericht des Oberamtmanns Fromm, den auch Fontane im 1. Band seiner Wanderungen benutzt hat, dannDer Zietenritt nach Jägerndorf, eine Episode aus dem Jahre 1745, die auf ihre historische Richtigkeit geprüft wird, ein Aufsatz über den patriotischen Kaufmann J. E. Gotzkowsky und ein anderer überFriedrichs des Großen Fürsorge für sein Land. Von der Zeit der Erniedrigung und Erhebung Preußens (18061813) berichtet W. Anders und die gleiche Zeit behandeln Specht in dem Aufsatz ,,Die Exekution zu Kyritz am 8. April 1807 und Rektor Bieder in seiner Abhand­lungDie Konvention von Tauroggen. Von kulturhistorischem Interesse