338
Friedrich Wienecke.
Die Schule stand unter der Aufsicht des Regiments-Kommandeurs, Oberstleutnants von Horn, dem auch allein die disziplinarische Gewalt zustand. Die spezielle Inspektion übte der Major von Both aus; der Unterricht wurde anfänglich von dem Brigadeprediger Mann allein erteilt [und zwar in der Moral, im Deutschen (Stil), in der Geschichte, Geographie und Arithmetik.
Die sich zur Aufnahme meldenden Junker, Unteroffiziere und Gemeinen mußten sich vor ihm im Beisein des genannten Majors einer Prüfung unterziehen und in ihr die nötigen Vorkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen (4 Spezies) nachweisen. Die Bestandenen wurden in die Exspektantenliste eingetragen und nach voraufgegangener Beratung mit den Kompagniechefs als Teilnehmer am Kursus zugelassen. Jede Kompagnie konnte hierzu 2, höchstens 3 Bewerber bestimmen, da die Zahl 35 nicht überschritten werden durfte. Die Praxis nötigte bald, eine Teilung des Kursus vorzunehmen und eine Vermehrung der Lehrkräfte eintreten zu lassen. Der Hauptmann von Sacken übernahm den Unterricht in der Geometrie und Arithmetik, der Ilauptinann von Wussow den im Zeichnen und der Gymnasiallehrer Ribbeck den im Deutschen. Der Moralunterricht fiel fort; dagegen wurde Französisch mit in den Plan aufgenommen. Der Unterricht wurde am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag erteilt; diese Tage waren für die Teilnehmer dienstfrei; sie waren aber verpflichtet, das Gehörte schriftlich zu bearbeiten, einmal um sich im Ausdrück zu üben, zum andern um mit Erfolg wiederholen zu können. Der Prediger stattete dem Kommandeur monatlich einen schriftlichen Bericht über Betragen, Fleiß und Fortschritte der Teilnehmer ab. In den Monaten August, September und Oktober ruhte der Unterricht wegen der Manöver, die Ferien bestimmte der Kommandeur. Damit die Zöglinge in Übung bleiben möchten, erhielten sie von ihren Lehrern geeignete Aufgaben zur Lösung. Zum Unterricht hatten sie im Dienstanzug zu erscheinen und den Anordnungen ihrer Lehrer unbedingt Folge zu leisten. Als Unterrichtslokal diente die Wohnung des Brigadepredigers Mann, Neue Königstraße 42. Die Kosten für die Beschaffung der nötigen Bänke, Tische, Tafeln usw. bestritten die Kompagniechefs aus ihren Privatmitteln.
Die Schule war ursprünglich nicht nur für Junker, sondern auch für Kapitulanten bestimmt. Sie sollten zu brauchbaren Feldwebeln und Unteroffizieren gebildet, bei eintretendenVakanzenv om Regiment, bezw. von den Kompagniechefs berücksichtigt und bei ihrem etwaigen Übertritt in den Zivildienst den Behörden empfohlen werden. Am 1. März 1812 wurde die zweite Abteilung der Junkerschule, die bis dahin als Vorbereitungsklasse gedient hatte, als Oberstufe der neugeschaffenen Schule für Unteroffiziere zugeteilt. Nach einem Schulbericht des Predigers Mann vom 28. März 1812 besuchten folgende Aspiranten die 1. Abteilung der