Heft 
(1907) 16
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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Nen-Ruppin geboren, und noch einen vierten, namhaften Künstler, den Maler Wilhelm Gentz, darf die Stadt mit Stolz den ihren nennen. An öffentlichen Denkmälern besitzt sie ferner noch auf dem Schulplatz ein Siegesdenkmal und an einer anderen Seite desselben Platzes eins von den wenigen vorhandenen Erinnerungsdenkmälern an König Friedrich W ilhelm II* dem die Bürger Dank schuldeten für den Wiederaufbau ihrer 1787 durch einen Brand etwa zu 2 / 3 zerstörten Stadt. Um ein ähnliches Brandnngliick für die Zukunft zu verhüten, wurde damals die Stadt, deren Ursprung bis in das 12. Jahrhundert') zurückgeht, beim Wiederaufbau mit breiten Straßen und großen Plätzen angelegt, wodurch sich eine Vergrößerung nach Süden hin um nahezu '/ 3 ergab. Der Teil der Stadtmauer von Tempelgarten bis zum Scheunentor ist deshalb neu und erst nach dem Brande entstanden.

Man sollte meinen, die neuzeitlichen Verhältnisse hätten den Wiederaufbau der (Stadtmauer verbieten sollen; es waren aber Akzise- Zwecke, die zur Wiedervervollständigung des Mauer-Ringes den Anlaß gaben. Der Weg an dieser Mauer entlang führte nach dem Seegaiten, der hart an dem schönen, östlich der Stadt sich in überraschender Ausdehnung erstreckenden Rhin- oder Ruppiner See gelegen ist. Eine echt märkische Landschaft ist es, die sich hier dem Auge auftut. Jen­seits der breiten Wasserflächen Wiesen, Felder, Wald, abwechselnd mit einzelnen Landhäusern und Ortschaften, diesseits die lange Seefront von Neu-Ruppin, belebt durch verschiedene industrielle Etablissements, u. A. drei Stärkefabriken, die städtische Gasanstalt und die letzte der früher zahlreichen Tuchfabriken Neu-Ruppins, die seit zwei Jahren an die bekannte Minimax-Gesellschaft in Berlin übergegangen ist, welche hier ihre überall eingeführten Gasspritzen und neuerdings auch Anstreich­maschinen nach dem Prinzip des Zerstäubers fabriziert und ihre Anlagen unausgesetzt vergrößert.

Nordöstlich, dem 18,000 Einwohner zählenden Neu-Ruppin dem See gegenüber, blickt man auf das 2000 Einwohner zählende Städtchen Alt-Ruppin. Ein Spaziergang am Seeufer entlang führte die Gesellschaft zur Klosterlinde, einem uralten, 1760 schon auf 500 Jahr geschätzten, mächtigen Baum, an dem sich, wie an alte Bäume so häufig in deutschen Landen, die Sage knüpft, im vorliegenden Fall, daß ein großer Schatz unter ihm zu heben sein werde, wenn der Sommer ihm drei Mal den Laub-

') Als Gründungsjahr Neu-Ruppins wird gewöhnlich 1191 angegeben. Die Urkunde ist zwar verloren gegangen; doch berichtet einer der Chronisten, daß er sie mit dem angegebenen Gründungsjahr noch gesehen habe. Aus 1256 stammt die älteste geschichtliche Urkunde Neu-Ruppins, worin dem Orte bereits erweiterte Stadt­rechte verliehen wurden. In dieser Urkunde wird der jetzt noch vorhandene »Neue Markt» erwähnt woraus zu schließen ist, daß es auch z. Z. einen älteren Markt gegeben habe, Neu-Ruppin also um 1256 eine ansehnliche Stadt gewesen sein muß.