9. (7. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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ursprünglich königlicher Besitz und wurde zu einem Park umgestaltet in den Jahren 1732—1736, als der mit dem Vater wieder ausgesöhnte Kronprinz als Kommandeur das in Neu-Ruppin in Garnison liegenden Infanterie-Regiment 1 ) (heute das Regiments No. 24) hier residierte.
Sein heutiges, gegen früher vergrößertes Areal empfing der Tempelpark erst 1796 durch Vereinigung des früheren Prinzengartens mit einem anstoßenden Privatgarten, seine heutige Gestalt aber nicht früher als 1854 durch den Kaufmann Gentz, den Vater des vorgenannten Malers Wilhelm Gentz, welcher letztere bei den Plänen mitgewirkt haben soll; im besonderen sind wohl die im arabischen Stil aufgeführten Gebäude und Mauern auf den Sohn Gentz zurückzuführen. Kaufmann Gentz war ein um Neu-Ruppin hochverdienter Mann, der später von schwerem, unverschuldetem Unglück heimgesucht wurde. (Ueber den Werdegang und das tragische Geschick der Familie Gentz berichtet aus genauester Kenntnis der Zusammenhänge Fontane im ersten Bande seiner Wanderungen.)
Kronprinz Friedrich wohnte in den Jugendtagen des Tempelgartens in einem am entgegengesetzten Ende der Stadt gelegenen Hause, das Prinzenhaus genannt, das später dem großen Brande (1787) zum Opfer fiel. „Tempelgarten“ heißt der Park wegen eines in Tempelgestalt erbauten, noch jetzt wolilerhaltenen Gartenhauses, das auf einer kleinen Anhöhe, einem Wallreste, steht und in seinen Räumen häufig die in Lebenslust überschäumende Gesellschaft gesehen haben mag, mit der sich Kronprinz Friedrich umgab. Die Neu-Ruppiner Tradition weiß noch manches von den Vorsichtsmaßregeln zu berichten, die hier und später, als das Rheinsberger Schloß ausgebaut und von 1736 — 1740 Wohnsitz des kronprinzlichen Hofes war, getroffen worden sind, um unliebsame Überraschungen durch den strengen königlichen Vater zu verhüten. 2 )
Vom Tempelgarten führt die mit herrlichen alten Bäumen besetzte Wallpromenade zum Seeufer. Dort wartete bereits der Dampfer „Hildegard“ auf die Gesellschaft, um sie über deu See in die „Lanke“ ge-
') Das Regiment des Kronprinzen hieß Regiment „Prinz Ferdinand“ No. 34. Es wurde 1806 bei Auerstädt beinahe aufgerieben, nämlich bis auf ein Bataillon zusammengeschmolzen, welches durch die schmachvolle Kapitulation von Pasewalk am 29. Oktober 1806 in Gefangenschaft geriet. Das heutige Regiment No. 24 wurde 1813 neu formiert.
*) Probst Zöllner schreibt in seiner „Reise durch Pommern nach der Insel Rügen“ pp. im Jahre 1795 (Berlin 1797) Seite 433 von Friedrich dem Großen folgendes: „Er liebte Ruppin. Zwar war das Gefühl für Schönheit zu rege in ihm, als daß die altvaterische Bauart der Häuser nicht sein Auge beleidigt haben sollte, weswegen er schon damals äußerte, daß er die Stadt ganz anders aufhauen werde, wenn sie einst unter seiner Regierung abbrennen sollte. (Wirklich hat er als König zu verschiedenen Zeiten 30 000 und 96 000 Thlr, zum massiven Häuserbau, und zur Schulverbesserung
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