Heft 
(1907) 16
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9. (7. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

nannte Ansbuchtang desselben zu fahren, von der aus man einen be­sonders hübschen Blick auf die Stadt genießt. Zurückgekehrt fuhr der Dampfer unter der den See an einer schmalen Stelle kreuzenden. Eisen- Balm Berlin-Kremmen-Wittstock hindurch und landete die Gesellschaft am sogenanntenWeinberg, von wo der Rückweg zur Stadt zu Fuß durch denStadtpark genommen wurde. In diesem von jeher der Stadt gehörigen Gelände befanden sich früher auf überaus sumpfigem Boden vier Militärschießstände. Der frühere Regimentskommandeur von Wulffen gestaltete sie von 18341838 auf eigene Hand und nach den Ratschlägen des Potsdamer Gartendirektors Leime zu der heutigen Parkanlage uni und schuf damit den Neu-Ruppinern einen köstlichen, bäum- und schattenreichen Erholungsort, um den sie die Bewohner mancher größeren Stadt beueiden dürften. Im heurigen, der Laubent­faltung besonders günstigen Sommer zumal gewähren die Baumriesen des Parkes, der auch wohlgepflegte Blumenbeete und niedere Gesträuch- partien enthält, einen erfreulichen Anblick. In gleichem Maße durch Bauinschatten ausgezeichnet erwies sich der Weg zur Stadt zurück nach dem Stadtgarten, wo das Mittagmahl eingenommen wurde. Um Vi3 lag der DampferHildegard aufs neue bereit zur Fahrt nach dem l'a Stunden entfernten städtischen Forsthaus Tornow. Diese Fahrt bietet die reizvolle Abwechslung, daß man sich bald auf weiter Seefläche, bald in dem schmalen Rinnsal des Rhin befindet, der diese Kette von Seen untereinander verbindet. In Alt-Ruppin, am Nordende des Ruppiner Sees, fährt man in den Rhin ein, der, Alt-Ruppin durchschneideud, bald hinter dem Städtchen sich nach dem Passieren einer Schleuse zum

4600 Thlr. hergegeben.) Aber die Betriebsamkeit der Bürger gefiel ihm, und die Gegend umher war ihm so angenehm, daß er auf seine Kosten zur Verschönerung derselben Alleen von Linden und der schönsten Obstbäume anlegen ließ, auch den Stadtwall zu einem reizenden Spaziergang umschuf. Mit diesem Walle brachte er einen Garten in Verbindung, der zu seinem Wohnhause gehörte, und diesen Garten verschönerte er durch mancherlei Anlagen, vornehmlich durch den sogenannten Musentempel unter schattigen Eichen. Hier war es, wo er köstliche Stunden mit seinen Lehrern und Freunden Lametrie, Jordan, Voltaire, Kottenburg pp. verlebte, wo er, wie die Natur um ihn her, das Angenehme mit dem Nützlichen verband, und wenigstens die, welche ihn näher kannten, berechtigte etwas außerordentliches von seiner künftigen Regierung zu erwarten. Vielleicht war es dieser kleine Musentempel, wo er jenen berühmten Brief vom 23. Mai 1740 an Wolf nach Marburg schrieb, den eine Muse diktiert zu haben scheint. Jetzt besitzt diesen Garten der Kommandeur des hier in Garnison stehenden RegimentsPrinz Ferdinand, Herr Oberst v.Tschammer, der nach dem Brande den kleinen Tempel repariert und ihn zum Andenken seines großen Stifters erhalten hat.

Ein Kupferstich von A. Berges stellt zu S. 434 diesen kleinen runden Säulen­tempel (Peripteros) dar, auf dessen Dach ein Genius steht, Im Hintergründe der Prinzenstraße erblickt man eine Linde, bei welcher das Haus stand, in dem Friedrich der Große als Kronprinz wohnte.