10. (8. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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sind. Zahlreiche Bilder von Zeitgenossen Luthers schmücken außerdem die Wiinde. Die Fenster gehen hinaus auf den Garten Luthers. Hier steht auch ein Gipsmodell des Lutherdenkmals in Worms. Im folgenden Saal hängt an der Wand das Cranachsche Bild „Die zehn Gebote“; außerden befinden sich hier mehrere Kupferplatten mit den Bildern Luthers und der sächsischen Kurfürsten und in den Glaskästen eine Anzahl Münzen. Das vierte Zimmer ist verhältnismäßig klein; es enthält aber besonders wertvolle Gemälde, z. B. ein kleines Porträt Luthers von Granach mit einem besonders ansprechenden Ausdruck in den Augen. Auch die Bilder seiner Frau und seiner Tochter Magdalene hängen hier, sowie ein Porträt Melanchthons. Ein Bild von Granach d. J. heißt der Weinberg des Herrn, auf dem links die Katholiken und rechts die Protestanten dargestellt sind. In Glasschränken befinden sich die ersten Drucke der Bibel und des Neuen Testamentes und endlich ist die Kanzel mit der Sanduhr aus der Stadtkirche aufgestellt worden. In dem fünften Zimmer hängen mehrere andere Gemälde, wie Teichs Karl V. am Grabe Luthers, Gay: Die Bibelübersetzung u. a. Endlich folgt die Lutherstube, d. h. das Wohn- und Familienzimmer, die Täfelung und die Decke sind dunkelgrau gehalten; vor dem Fenster steht der Tisch mit dem Stuhl, und in der Fensternische befindet sich die llolzbank, der Lieblingsplatz des Reformators. Alles dieses ist Rekonstruktion und nur die Butzenscheiben der Fenster sind aus jener Zeit. In der Tür, welche dieses Zimmer mit dem Vorzimmer verbindet, ist der Namenszug Peters des Gi’oßen mit Kreide unter Glas zu lesen. In dem Vorzimmer steht ein sehr schöner alter Schrank von 1740 aus dem ehemaligen Schlosse Breetsch, in dem Erinnerungen an Luther und seine Frau auf bewahrt werden, z. B. Stickereien, ein Rosenkranz und ein zerbrochenes Trinkglas, das Peter der Große bei seinem Besuch zur Erde geworfen hatte, weil man es ihm nicht schenken wollte. Außerdem hängen an den Wänden mehrere Bilder von Lukas Cranach d. J.
Nach dem Besuche des Lutherhauses wanderten wir einige Häuser weiter die Straße herunter bis zum Melanchthon-Haus. Es gehört wohl zu den ältesten der Stadt und ist wahrscheinlich zwischen 1470 und 1480 erbaut worden. Es ist ein Giebelhaus von drei Fenstern Breite und drei Fenstern Höhe, und neben dem Hause befindet sich ein Torweg, der in einen Gang führt, durch den man auf den Hof gelangt. Durch die Haustür betritt man einen langen schmalen Korridor, der sein Licht durch zwei schmale Fenster vom Gange nebenan erhält. Wir durchschritten den Flur und betraten den Garten, auch hier findet sich ein Brunnen mit fließendem Wasser. Die Sehenswürdigkeit des Gartens ist eine Laube aus zwei Taxusbäumen mit einem Tisch, dessen Platte aus Glimmerschiefer besteht, der reichlich mit braunen Turmalinkristallen gespickt ist. An diesem Tisch haben Luther und Melanchton
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