Heft 
(1907) 16
Seite
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Kleine Mitteilungen.

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Bei Himmelpfort (Kr. Templin) wurden vor langer Zeit, nach dem Zeugnis einiger alten Frauenbeim Steinebuddeln Urnen gefunden am Bredereicher Wege (nunmehr Chaussee), da "wo j'efzt dasBüdnerland ist, damals aber Holz, Fichtenland war,etwa 10 Minuten entfernt von der Brücke am Stolpsee, von der der Weg nach der Oberförsterei abgeht. Und zwar östlich der Straße. Vergl. Brandenb. 1905, 189.

In einem mir (1882?) zur Verfügung gestellten Briefe wurde berichtet, daß früher beim Gute Rehnsdorf, gelegen bei Drebkau im Kreise Kalau, im Walde ein großer freier Rasenplatz mit Kiefern umrandet gewesen wäre, den die Wenden Wodanplatz genannt hätte, und daß der Briefschreiberin Muttermit Geschwistern vor 50 Jahren in der Nähe des Wodanplatzes viele Hünengräber mit Urnen gefunden hätte, jetzt aber wohl nichts mehr vor­handen wäre, da das Gut in den verschiedensten Händen gewesen und sehr abgeholzt sein solle. Wodanplatz als Name einer Volksüberlieferung er­scheint hier gänzlich ausgeschlossen. Doch wäre möglich, daß eine Ver­wechslung mit dem serbischen W T orte woda= Wasser, platt =Wäta, Vor­gelegen hat. W. v. Schulenburg.

Märkisch und babylonisch. Unterm Landvolk in der Mark und in dem südlich Spremberg-Triebel gelegenen Teile von Schlesien (dort bei den serbischen Bewohnern) hörte ich (187981), daß Wilddiebe und Frauen, wenn sie in den Wald gingen uud wollten nicht vom Förster gesehen sein beim Wilddieben und beim Haidekraut- oder Holzholen, vor sich hersagten: Vor mir sei Licht und hinter mir sei Finsterniß (Zeitschr. f. Ethnol. Verb. 1893, 279). Worte gleichen Sinnes bietet ein Zauberspruch in einer längeren Beschwörung eines Papyrus, im sog. Totenbuch der Egypter, ge­richtet an die Göttinnen Jsis und Nephthys, nach Lenormant (La magie des Caldeens): . . . pour me tenir dans lobscurite, pour ne pas me mettre en lumiere. Vielleicht wurden vormals auch in Deutschland bei jenem Gebet um Schutz, dann gegen irgend welche andere Gefahren, Gottheiten ange­rufen. Im Museum zu Konstantinopel findet sich (laut Zeitungsbericht) in der Keilschrift einer Tontafel aus Babylon ein Heilmittel gegen Zahn­schmerzen angegeben. Nach Ansicht des babylonischen Arztes ist die Ur­sache der Zahnerkrankung ein Wurm, eine Annahme, die auch in der Mark und sonstwie verbreitet war. So lautet u. a. ein märkischer Spruch:Helles Licht, (d. i. der Mond) ich seh dich an mit deinen goldnen Zacken, in meinem Mund da sticht ein Zahn, darin drei Würmer hacken, u. s. w. Also ein Arzt in Hinsicht auf Zahnschmerzen wie derDoktor oderkluge Mann in unseren Dörfern. Die Keilschrift empfiehlt folgendes Mittel. Man soll ein Pulver aus getrocknetem Bilsenkraut mit Harz zusammenkneten und oben auf den kranken Zahn tun. Ich habe ein in der Sache gleiches Mittel aus dem Kreise Teltow mitgeteilt in der Brandenburgia (1896, 140). Man tat die Körner vom schwarzen Bilsenkraut in geschmolzenes Wachs und drehte einen Streifen Baumwolle darin hin und her, bis ein kleines Licht wurde. Bei heftigem Zahnreißen hielt man über dem brennenden Bilsenlicht einen Blechtrichter gegen denquadden Zahn. Dann fiel dieMade (der Wurm)