Heft 
(1907) 16
Seite
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

deutsche Ausdruck für Waldmeister (Asperula odorata)*), der den Anlaß zum Sammeln seitens der Rheinsberger Schuljugend im Boberow-Walde Mittwoch vor Pfingsten gab. Zufällig kam die Nachricht vom Siege Prinz Heinrichs bei Freiberg gerade zu der Zeit nach Rheinsberg, als das Möskefest gefeiert wurde. Seit jenem Tage wurde aus dem Früh­lingsfest ein Jugendfest mit militärischem Charakter.

Ich verstehe nur nicht recht, da Prinz Heinrich die Schlacht bei Freiberg am 29. Oktober 1762 gewann und da der Waldmeister im Mai gesammelt wird, wie dies beides in Übereinstimmung zu bringen ist. Vielleicht helfen uns hier unsere Rheinsberger Freunde.

Das Coumarin, welches bei der Maibowle so lieblich duftet, ist aus dem Waldmeister in der Herbstzeit gänzlich verflüchtigt.

Halb im Scherz, halb im Ernst gestatte ich mir hierbei die Frage, wo in der Bibel die Maibowle empfohlen wird? Ich finde einen ziemlich deutlichen Hinweis in der Weisheit Salomonis Kap. 2, V. 7: Laßt uns köstlichen Wein genießen und vergeßt dabei die Maikräuter nicht. Man könnte dergleichen dem würdigen König Salomon, der kein Kostverächter war, Zutrauen. Indessen hat die Weisheit Salomonis mit dem Sohne Davids nichts zu tun; gewöhnlich wird sie dem gelehrten alexandrinischen Juden Aristobulos zugeschrieben, der um 130 v. Chr. Jugendlehrer der königlichen Brüder Ptolemäus Philometor und Ptolemäus Physkon war.

VII. Pfingstgebräuche in der Mark. Im Anschluß an das Pfingst-Möskefest macht uns u. M. Herr Rektor Monke noch auf folgendes aufmerksam:

Der Sonntag nach Pfingsten ist in der Mark allgemein der Tag der volkstümlichen Wettspiele auf dem Lande. In den Dörfern des Barnim findet das V ogelsch ießen (Adlerschießen, Taubenschießen), im Havellande das TuchscliTöben, Hahnenreiten, der Hammeltanz und in der Zauche das Hahnenschlagen statt. DasTu chsch ieben, ein Kegel­spiel auf der festlich hergerichteten Dorfstraße, bei welchem gewöhnlich ein Umschlagetuch, eine lange Pfeife und ein gepolsterter Großvaterstuhl als Preise verliehen wurden, ist in den letzten Jahren mehr und mehr durch das Hahnenschlagen oder Hahnenreiten verdrängt worden. Früher war es namentlich im Havellande das beliebteste Wettspiel, ln der Nacht vor dem Festtage wurde die Dorfstraße gesäubert, geebnet und mit einer Leine umzogen und ringsum mit Büschen blühenden Flieders geschmückt. Den Anfang der Bahn bezeichnete eine Laube ans Pfingst- maien, in welcher die Festteilnehmer Schatten fanden. Ein Fäßchen Bier durfte natürlich nicht fehlen. Während fleißig gekegelt wurde, sandte derAusschuß Boten durch das Dorf, welche eine buntbebänderte

*) z. B. bei Fritz Reuter filr Mecklenburg.