11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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Kegelkugel, die auf einem Teller lag, mehrere Sträußchen nnd eine Flasche mit „Kirsch“ trugen. In jedem Hause wurde ein Spruch aufgesagt, der zur Teilnahme an dem Fest oder zu einem Kostenbeitrag aufforderte und gewöhnlich mit den Worten schloß: „Ich stelle es ganz
in Ihr Belieben, Sie können auch auf dem Teller schieben!“ Der gütige Spender erhielt dann einen „Kirsch“ oder ein Sträußchen. Wurde beim Spiel auf der Dorfstraße ein Kegel getroffen, so löste dies Ereignis einen Beifallssturm bei den Zuschauern aus, und auf den Ruf „Musike!“ bliesen die Musikanten einen Tusch. Wer den Stuhl gewonnen hatte, wurde nach beendigtem Spiel darauf gesetzt; man hängte ihm das Tucft um, gab ihm die Pfeife in die Hand und trug ihn unter Voranmarsch der Musikanten durch das Dorf. Tanz und Gelage, gewöhnlich, auch eine kleine Prügelei, beschlossen das Fest. Beim Hahnenschlagen in seiner ursprünglichen Form versuchten die Burschen, inT'Vörüberreiten einem in einem Korbe sitzenden Hahn den Kopf mit einem Säbel abzuschlagen. Heut schlägt man jedoch mit der Hand gegen den Schwanz eines hölzernen Hahnes, der auf einer oben mit einem Schraubengewinde versehenen Stange steckt. Wer den Hahn so trifft, daß er herunterfliegt, erhält den Preis. Als moderne Abart dieses Wettreitens ist das „Aal-, radeln^ zu betrachten, das im Havellande vorkommt. Die Teilnehmer aiTcTem Wettspiel erscheinen auf dem Stahlroß und versuchen, im Vorüberfahren einen Aal, der in einem Gefäß mit Wasser schwimmt, herauszugreifen. Aber häufig schwindet der schlüpfrige Gewinn unter den Händen.
Verbindlichsten Dank auch für diese Mitteilung.
VIII. Das Königliche Joachimsthalsche Gymnasium feierte am 24. August v. J. unter dem Direktorat des Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Carl Bardt sein 300jähriges Jubiläum. Ich lege mehrere Artikel und Abbildungen vor, welche die Fürstenschule zu Joachimsthal wie sie 1607 bis 1636 aussah, das den älteren Berlinern noch wohlgekannte Gymnasialgebäude an der Burgstraße bis 1880 und das jetzige Gebäude darstellen, welches die Brandenburgia unter Führung unseres verstorbenen Mitgliedes Herrn Schulrat Prof. Dr. Carl Euler vor einigen Jahren besichtigte.
Trotz allem offiziösen Ableugnen sind es leider bislang vor allem Grundstücksspekulationen, bessere Verwertung des Areals, welche bei den Verlegungen mitgespielt haben. Seitdem die Grund- und Bodenwerte in Berlin, Schöneberg, Deutsch-Wilmersdorf, Charlottenburg ins Ungemessene gestiegen sind, wird wiederum die Notwendigkeit einer Verlegung vorgeschützt. Möge sie, wenn nicht zu vermeiden, schon recht bald erfolgen, dann aber für alle Zeiten. Eine Rückverlegung nach Joachimsthal würde nach mehreren Seiten hin, meiner Empfindung nach, einen Rückschritt bedeuten.