Heft 
(1907) 16
Seite
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llr (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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XIV. Rektor Schillmann ist am Charfreitag, 29. März d. J., in Potsdam verstorben. Er war, als er noch in Berlin lebte, lange Zeit ein tätiges Mitglied des Vereins für die Geschichte Berlins. Schillmann ist am meisten bekannt geworden durch eine Geschichte der Stadt Branden­burg a. II. Mündlich verspätet mitgeteilt durch seinen Sohn Herrn Gutspächter Schillmann auf Neue Mühle südlich Spechthausen, Kreis Ober-Barnim.

X\. Domkapitular Dr.Friedrich Schneider,ein spezieller Freund und kunstgeschichtlicher Berater Kaiser Friedrichs und seiner Gemahlin ist vor einigen Tagen in Mainz, 72 Jahre alt, gestorben. Wir betrauern in ihm einen der kundigsten Forscher im Gebiet des christlichen Mittel­alters, insbesondere der Altertümer der römisch-katholischen Kirche. Ich habe mich wiederholt seiner Belehrung in Mainz erfreuen dürfen.

XVI. Professor Dr. Julius Eduard Hitzig, der vor kurzem den psychiatrischen Lehrstuhl in Halle a. S. aufgegeben und sich zur Heilung nach St. Blasien begeben hatte, ist am 22. August 1907 daselbst verstorben. Er hatte am 17. März d. J. sein 25jähriges Dozenten-Jubiläum gefeiert. Berühmt sind seine Forschungen über die psychischen Loka­lisationen im Großgehirn. 1885 begründete er in Halle die Irrenklinik als die erste derartige selbständige psychiatrische und Nervenklinik an den preußischen Universitäten. Professor Hitzig ist am 6. Februar 1838 als Sohn des bekannten Berliner Architekten Georg Heinrich Friedrich Hitzig geboren; er promovierte im Jahre 1862 in Berlin. Nachdem er in Berlin ein paar Jahre doziert hatte, folgte er 1875 einem Ruf nach Zürich als Direktor der dortigen Irrenanstalt. Dann, im Jahre 1879, ging er zur Provinzial-Irrenanstalt zu Nietleben bei Halle über, die er als Direktor leitete, bis am 17. März desselben Jahres seine Ernennung zum ordentlichen Professor in der- medizinischen Fakultät der Universität Halle erfolgte. Sechs Jahre später 1885 wurde in Halle ein neues Ordinariat für Psychiatrie und Nervenkrankheiten gegründet. Unter Professor Hitzigs Leitung trat infolgedessen eine Klinik für Psychiatrie und Nervenpathalogie ins Leben. Im Herbst 1903 nötigte Hitzig eine fast völlige Erblindung in den Ruhestand zu treten. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten über Hirnchirurgie. Geschichte der Epilepsie, periodische Geistesstörungen, das Großgehirn usw. Hitzig gehört zu den wenigen Berühmtheiten, denen schon bei Lebzeiten ein Denkmal gesetzt wurde. Es steht in der Halleschen Nervenklinik. Eduard Hitzig entstammt einer berühmten Familie. Sein Vater, Friedrich Hitzig, war Präsident der Königlichen Akademie der Künste, der Großvater Dr. Eduard Hitzig, Kriminal-Gerichtsdirektor in Berlin. Professor Hitzigs Gemahlin ist eine Tochter des berühmten Marburger Theologie-Professors Ernst Konstantin Ranke.

Durch Vater und Großvater, insbesondere durch den letzteren, den Freund E. T. A. Hoffmanns, Chamissos und aller sonstigen berlinischen