11. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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Der vorgeschichtliche Mensch hat diese Fettmasse wahrscheinlich als Delikatesse verspeist. Auf einer im Palaeont. Museum des Jardin des Plantes in Paris verwahrten Elfenbeinplatte des späteren Diluviums ist ein Mammut deutlich mit der Afterklappe graviert, die man sich bislang nicht erklären konnte. Man hielt in manchen Kreisen diese Skulptur für eine moderne Fälschung und die angedeutete Verbreiterung der Schwanzwurzel für eine Ungeschicklichkeit des Fälschers. — Jetzt zeigt, was vor Prof. Brandt kein moderner Mensch wußte, daß das Mammut wirklich eine Afterfettklappe gehabt hat: damit schwindet das letzte Bedenken, welches gegen die Autentizität der perigorden Mammutgravierung geltend gemacht werden konnte. — Siehe auch Naturwiss. Wochenschrift, Bericht von V. Franz, No. 30 vom 28. Juli 1907, Seite 479.
XX. Die deutschen Seeküsten in ihrem Werden und Vergehen. Von Dr. Fr. Solger. Ich habe stets mich bemüht, im heimatkundlichen Interesse die Aufmerksamkeit auch auf die deutschen Ost- und Nordseeküsten zu richten, weil, obwohl unsere Provinz nicht am Meere liegt, sie demselben doch so außerordentlich nahe liegt, daß es seit der Tertiärzeit auch auf unser Brandenburg den größten Einfluß ausgeübt hat und zwar meteorologisch bis heute, tektonisch durch die die Hebungen und Senkungen der beiden Meere, deren Veränderungen sich auf die Elbe und Oder mit ihren Nebenflüssen, die Seen und Moore stets geltend gemacht haben. (Vgl. u. a. meine Besprechung der Deecke- sclien Schrift, dgl. der Spethmanuschen Arbeiten in der Maisitzung v. J.). Namentlich die Dänen, mit denen u. M. Solger sich seit Jahren erfolgreich beschäftigt, werden eingehend berücksichtigt. Ebenso die Torfmoore an der Küste, die zusammengepreßt unter der ungeheuren Last der Düne liegen, aber wieder zum Vorschein kommen, wenn die Düne landeinwärts rückt und das Meer mit den Torfbrocken, Torfhölzern usw. spielt. Das Auftreten dieses untermeerischen Torfes ist ohne Senkung der Küstenlinie zu erklären.
Daneben gibt es aber in der Tat vor unseren Küsten versunkene Wälder, Wiesen und Moore, die mit dem Sinken des Landes unter Meer geraten sind. Diese versunkenen »Wälder“ pp. haben botanisch und auch phytogeologisch einen abweichenden Charakter, die Mineralisierung und Verkohlung der Holzreste ist um viele Jahrtausende weiter fortgeschritten, deshalb sieht z. B. Treibholz der ersteren Kategorie ganz anders aus als Treibholz der zweiten Kategorie, das mitunter an Braun- kohlelignite erinnert, aber mit diesen noch viel älteren Holzresten aus dem Tertiär nicht verwechselt werden darf. Jedenfalls sind an der Mecklenburgischen und pommerschen Küste vom Grunde der Ostsee Werkzeuge erhoben worden, welche bezeugen, wie noch der Mensch der jüngeren Steinzeit Flächen bewohnte, die heute unter dem Meeies-