11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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Ancylussee wurde die marine Eismeerform zur Süi3wasserform umgebildet und wanderte vor dem einbrechenden Litorinameer durch die Ostseeströme in ihr heutiges Verbreitungsgebiet ein.
Nun noch ein Wort über unsere Ihnen wohlbekannten branden- burgischen Tiefseefische, die Maränen (Coregonen). Es ist mir als Fischkenner und Fischereifreund schon seit meiner Jugend aufgefallen, weshalb diese ebenso merkwürdigen wie wohlschmeckenden Fische gleich ihren Stammverwandten in den oberbayrischen, Tiroler und Schweizer Seen sich fast das ganze Jahr hindurch in großen Tiefen aufhalten und sie nur auf kurze Zeit verlassen, um zu laichen. Und dieses Laichgeschäft verrichtet unsere Edel-Maräne (Coregonus maraena) vorzüglich im Maduisee, die Pracht-Maräne (Coregonus gene- rosus Peters) vorzüglich im Pulssee, Kreis Soldin und die kleine Maräne (Coregonus albula Linne) in vielen Tiefseen der Neu-, Mittel- und Uckermark in den kalten Monaten November bis Januar gleich der vierten Maränenart, die in der Provinz Brandenburg vor- kommt, dem Schnäpel (Coregonus oxyrhynchus Linne), der allerdings aus der Ost- und Nordsee in unsere Flüsse aufsteigt*) und gleich dem Felchen (Coregonus Wartmanni Bl.), der Bodenrenke Coregonus fera Jur.) und dem Kilch (Coregonus hieinalis Jur.)**)
Sieht man von den in der zweiten Fußnote genannten Fischen, die (von Lota abgesehen) mit den Coregonen zusammen in eine Familie, die der Salmonoiden, gehören, ab, so laicht die ganze übrige heimische Fischgesellschaft vom warmen Frühling ab bis in den Juli hinein. Das kann man verstehen, die Natur ist nach dem Winterschlaf zum Leben, zur Erneuerung, zur Vermehrung erwacht, nichts natürlicher, als daß die warmen Frühlings- und Sommernächte in dieser Weise auch auf die Wassertiere, insbesondere die Fische, ein wirken.
Wenn unsere Maränen hiervon eine Ausnahme machen, so kann das nur mit deren Entstehung Zusammenhängen. Nach meiner Auffassung sind sie in zwei Gruppen zerfallend Erzeugnisse der Eiszeit: Die Gebirgsgruppe (Saibling usw.), ein Erzeugnis der alpinen Vergletscherung und die Gruppe der norddeutschen Ebene (Coregonus albula, generosus und maraena) ein Erzeugnis der nordischen Eiszeit. Mit letzterer sind die Stammeltern zu uns gekommen und haben sich bis zur Yoldiazeit
*) Etwas früher laicht wohl der Schnäpel schon, nämlich im Oktober und November, wenn ihm das Meer im September schon zu stürmisch und kalt wird.
**) Ferner sind Winter-Laicher die Bachforelle (Trutta fario L.), die Meer- oder Lachsforelle (Trutta trutta LJ, die Seeforelle (Trutta lacustris Agass.), der Lachs oder Salm (Trutta salar L.) und der Saibling (Salmo salvelinus LJ. Ganz isoliert steht sonst n °ch da unsere Quappe (Lota vulgaris Cur.), die zur Familie der Gadoiden und Schellfische gehört, als exzessive Winterlaicherin da.