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11. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
vielleicht konvergierend verhalten, seit der Yoldiazeit aber wegen der ihnen nicht zusagenden vermehrten Wärme der Ancylus-, Scrobicularia- und Mya-Zeit im Kampf ums Dasein nur an einzelnen Tiefpunkten erhalten können. Die am meisten kalte Zeit vom November bis nach Neujahr und dabei gleichzeitig meist noch — wenigstens teilweise — eisfreie Zeit war und ist also für sie die anregendste, deshalb die einzige Zeit, welche für das Fortpflanzungsgeschäft, die wärmere Zeit gerade für sie die unangenehmere, die sie deshalb träge in der kühlen Tiefe zubringen. Sie verhalten sich also in dieser Zeit aus atavistisch-biologischen Gründen genau umgekehrt, wie die viel später eingewanderten übrigen Fischarten. Gerade dieser Zug weist auf umgekehrte Lebens- und Entstehungsverhältnisse, d. h. auf die Eiszeit hin. Wer außerdem berücksichtigt, wie Schweden und Norwegen das eigentliche Vaterland der nördlichen Coregonum-Arten siud, in wie vielen Arten und welcher ungeheuren Menge und Schönheit sie dort Vorkommen, der wird gezwungen sein, die Herkunft unserer norddeutschen Coregonen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, Pommern und Brandenburg mit den skandinavischen Stammformen in Verbindung zn bringen.
Wer die märkischen Maränen kennt, staunt über deren Mannigfaltigkeit, die in den drei Formenkreisen C. maraena, generosus und albula einstweilen untergebracht und seit der Yoldiazeit in einzelnen Fischrevieren im Kampf ums Dasein entstanden sind. Ich hatte vorhin die drei alpinen Hauptformen, Felchen, Renke und Kilch genannt, so führt sie 1863 der sehr sorgfältige C. Th. E. v. Siebold in seinen Süßwasserfischen von Mitteleuropa auf, Zschokke sagt (bei Th. a. a. 0. S. 455), daß sich in den Trümmern der Schweizer Pfahlbauten die Überreste von nur zwei Coregonen finden, während die Seen der Schweiz heute 8 Unterarten und 22 Varietäten der Felchen beleben. — Die ältesten steinzeitlichen schweizerischen Pfahlbauten fallen mit der Kjökkenmöddinger, also mit der Scrobicularia-Zeit zusammen, d. h. mit der größten Wärmeentwickelung der Alluvialzeit. Damals war für die Coregonen alpiner wie nordischer Herkunft der Daseinskampf am schwersten, da nahmen sie ab, starben vielfach ganz aus und bildeten sich in den isolierten Gewässern, wo sie sich erhalten konnten, zu neuen Formen (species oder Varietäten) aus. Ich mnß hier abbrechen, will nur noch hinzufügen, daß der Daseinskampf der Coregonen in unserer Provinz noch nicht zu Ende ist, in den wenigen tiefen, sich im Laufe der Jahrhunderte aus verschiedenen Gründen wieder etwas erwärmenden Seen sterben sie leider ersichtlich aus. Es sind eben Eiszeittiere, denen die neueste Wassertemperatur nicht mehr zusagt.
XXII. Die Riesensteine des Fläming. Ich reiche Ihnen eine Ansichtspostkarte mit dieser Aufschrift herum. Die Karte ist von unserm Mitglied Zahnarzt K. Reichhelm in Treuenbrietzen gefertigt und