11. (8. ordentliche Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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erstgedachte Schrift in mancherlei historischer Beziehung, dasselbe tut Dr. Gustav Albrecht „Der Grunewald. Winke für Ausflüge“, Berlin, Straubes Verlag, 1906, nach der touristischen Seite. Eine kritische quellenmäßige Kulturgeschichte des Grünewalds fehlt immer noch; einzelne Ansätze z. B. bezüglich des Jagdschlosses sind vorhanden.
Schließlich sei noch der neuesten Schritte zur Erhaltung des Grune- waldes gedacht. Auf die Petition an unsern Kaiser wegen Erhaltung des Grunewaldes als Volkserholungsstätte hat der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten vor etwa vier Wochen folgendes geantwortet :
„Auf die an Se. Majestät den Kaiser und König gerichtete Eingabe vom 6. Mai d. J. erwidere ich im Allerhöchsten Aufträge, daß es nicht in der Absicht Seiner Majestät des Kaisers und Königs liegt, die Veräußerung des Hauptbestandteiles des Grunewaldes als Baugelände zu genehmigen.
Ich darf ergebenst ersuchen, den Mitunterzeichnern der Eingabe hiervon Kenntnis zu geben.
Dieser kurze Bescheid des Ressortministers ist bereits vielfach kommentiert. Wie manche Zeitungen darin eine Erhaltung des Grune- walds in nur annähernd seinem jetzigen Umfange erblicken können, ist mir schleierhaft. Dieser Erlaß kann vielmehr sehr verhängnisvoll ausgelegt werden. Man beachte nur die Wendung, daß das Hauptgelände des Grunewalds nicht als Baugelände veräußert werden darf. Also anderweitig kann es verkauft werden, z. B. zu Rennbahnen, Sportplätzen u. dergl.. — Die beiden nächstbeteiligten Ministerien der Landwirtschaft, noch mehr das Ministerium der Finanzen haben nicht das geringste Ressortinteresse an der Erhaltung des Grunewalds, im Gegenteil, von ihrem fiskalisch-pekuniären Standpunkt aus muß ihnen der ungezählte Millionen einbringende allmähliche Verkauf der Staatsforst nur hocherwünscht sein. Als vorbeugende Mittel ersehe ich im Augenblick nur zwei: Bildung eines Zweckverbandes der nächst
beteiligten 12 größeren und kleineren Anliegergemeinden (ist im Gange) und Vorschläge, schwarz auf weiß, von gedruckten und kolorierten Karten unterstützt, welche einen rationellen Plan für die Einteilung und forstlich-gärtnerische Bewirtschaftung der zu erhaltenden Flächen aufstellen, was viel schwieriger ist, als sich ein Häuflein unpraktischer Gelehrten und die fast noch unpraktischeren Touristenenthusiasten aus dem großen Publikum träumen lassen.
Es wäre zu erwägen, ob sich nicht zur hörderung dieser Zwecke innerhalb der Brandenburgia ein Zweckausschuß bilden sollte. Das sei hiermit angeregt. Vorschläge wird der Vorstand gern entgegennehmen.
XXV. Die Ostsee. I. Entstehungsgeschichte der Ostsee von Dr. W. Schmidt-Pankow. — II. Die Genetik des südwest-