Heft 
(1907) 16
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Verelnsjahres.

liehen Baltikums seit der Eiszeit. Von Hans Spethmann- Liibeck. (Geogr. Anzeiger, .luni 1907. S. 121127). Beide Aufsätze ergänzen sich,' Spethmann bezieht sich hauptsächlich wieder auf seine ihm nächstliegende Heimat: Travetal, Lübecker Bucht. Ich muß mich kurz fassen, da ich die hier hauptsächlich in Frage kommenden Epochen: die Yoldia-Zeit, der Ancylus-See, die Litoriua-Poriode wieder- hoientlich ausführlich in letzter Zeit, zuletzt in diesem Protokoll selbst unter XX und XXI besprochen habe. Von der Entstehung der Ostsee sagt Schmidt S. 121.Als sich dann die Eismassen in ihr nordisches Ursprungsland wieder zurückgezogen hatten, war die Möglichkeit für die Entstehung der Ostsee gegeben. Ihre Grenzen lagen freilich anfangs weiter nach Norden verschoben, als es heute der Fall ist. Halb Schweden war unter ihren Fluten begraben, während die dänischen Inseln, Südschweden, Rügen und Bornholm zum nordischen Festlande gehörten. Kalt war dieses Meer, ein nördliches Eismeer, in dem zahl­reiche Eisberge, die abgebrochenen Enden der skandinavischen Gletscher umherschwammen. An den eisfreien Ufern dieses Yoldiameercs aber wuchsen allerlei Pflanzen, wie wir sie heute nur aus dem hohen Norden kennen: Moose, Flechten, nordische Weiden und Zwergbirken. Nordische Tiere, das Ren, der .Moschusochse und vereinzelte letzte Exemplare von Mammut und wollhaarigem Nashorn, belebten das Land. Selten nur kam der Mensch in diese Gegenden, auf einzelnen ausgedehnten Jagd­streifen; an dem Fleische der erlegten Tiere, der gestrandeten Walfische tat er sich gütlich.

Hier laufen mehrere Anachronismen unter. Zunächst gehörten Rügen und Bornholm nicht zum nordischen Festlande, sondern zum südlichen Festlande, d. h. sie waren mit Pommern landfest.

Daß in der frühen Alluvial zeit noch der Moschusochse, das Mammut und wollhaarige Nashorn bei uns das Land belebt haben sollen, muß nach Lage unserer jetzigen Kenntnis bestritten werden. .Moschusochs ist bei uns nicht nur niemals im Alluvium gefunden, sondern scheint sogar nach den Rixdorfer Kiesgrubenfunden zu urteilen, dem älteren Interglaziär angehört zu haben.

Daß der Mensch der Litorinazeit seine Geräte und Waffen sorg­fältig glättete und verzierte, ist ebenfalls unrichtig. Es handelt sich hier um den alt-neolithischen oder richtiger mesolithischen Menschen. Seine Werkzeuge sind rauh behauen und niemals geglättet, seine Beile im Durchschnitt rautenförmig, während die des jüngeren neolithischen Menschen geglättet, zum Teil geradezu poliert, seine Beile im Durch­schnitt rechteckig sind.

Daß der Königstuhl auf (nichtvor) Groß-Stubbenkammer ein Hünengrab ist, habe ich nachgewiesen; es gehört aber wahrscheinlich der Eisen-, vielleicht erst der frühen Wikingerzeit an, dagegen bleibt