11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres. 401 (/
Es sind viele der Meinung, daß dieser Grüh sey der Saamen aller anderen Fische, des wegen dann auch an einigen Orten die Fischerey deßelben verboten. Aber es ist vielmehr vermuthlich, daß es eine sonderliche Species von Fischen sey, sintemahl sie alle einander gleich gestalt.
Im Fall es sonst der Saamen von allerhand Fischen wäre, so würde mau unter ihnen auch einigen Unterschied warnehmen, und ein junges llechtleiu von einem jungen Bache, Jäse, Aale, Karpen und so weiter erkennen können. Man könnte sie sonst mit den Pygmaeis vergleichen, sintemahl sie sind wie die Zwerge unter denen Fischen. In der Tat wißen wir bey uns keine kleinere.
Sonsten brauchen einige bezügliche Fischer diesen Vortheil, und verkauften den Saamen von allerhand Weiß-Fisch (als Plötzen, Güstern, Rotaugen usw.) unter dem Nahmen Grüh. Man kann aber diesen falschen leicht unterscheiden, weil der wahre viel kleiner, und auch einträchtiger. Bey jenem aber spühret man unter denen Fischlein einige Ungleichheit, überdem wird der falsche geschwinde groß, der Rechte aber bleibet stets klein. In der Spree und Havel, sonderlich zu Spandow, da diese beyde Ströhme zusammen kommen, wird der rechte Grüh im Frühling und im Herbste häuffig gefunden und mit einem gar engen G xüh-N&t ze gefangen. Er hat keinen üblen Geruch bey sich, wie der Stint, sondern ist gut vom Schmack. Unter den gesunden Speisen kan er doch nicht gerechnet werden, sonderlich weil man Kopf und Gräten mit eßen muß. Man siedet ihn aus der Butter, oder thut auch ein wenig Eßig dazu, so giebet es ein Gericht, welches seiner Neulichkeit wegen angenehm, und auf vornehme Tafeln gestellet wird. .—__
Herr Professor Dr. Paulus Schiemenz, Friedrichshagen, hatte die Güte, sich auf Anfrage hierzu wie folgt zu äußern:
Grüh, Grey, Grau, Grus sind Bezeichnungen der Fischer für kleine Fischcheu, welche "sie sich zum Besteck von Aalangeln usw. fangen.
Sie sprechen daher auch von Grey-Garn, Grau-Garn. Eine besondere Spezies bildet dieses Grey nicht7~äber da <Ier“Fang immer in der uächsten Nähe des Ufers an flachen Stellen stattfindet, so ergibt es sich von selbst, daß das Grey in wesentlichen aus Ukelei und Plötzen besteht, doch finden sich darin auch vereinzelt Barsche, Bleie und Güstern. An manchen Stellen, und zwar gerade dort, wo das Grey am dicksten steht, wird es fast nur von Ukelei gebildet. Wenn also ein Fischer Grey verkaufen will — in früheren Zeiten war das wohl mehr der Fall, wie es heutzutage noch in Italien ist — so wird er sich Stellen aussuchen, w o er mit leichter Mühe viel fängt, und dann wird sein Fang besonders a us Ukelei bestehen, der vom Frühjahr bis Herbst am Ufer steht. Es würde also in diesem Falle Grey ungefähr = Ukelei sein. Hiermit würde auch die vorstehende Beschreibung passen, da dieser Fisch ja