Heft 
(1907) 16
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Gebräuche, die sich in der Schwalm, in den Kreisen Kirchhain und Frankenberg an das Pflücken der Heidelbeeren knüpfen, sowie durch einige Angaben, im Archiv derHessischen Vereinigung für Volks­kunde bin ich angeregt worden, den Beerensammelreimen und den Gebräuchen bei dem Heidelbeerlesen auch in den hessischen Provinzen Oberhessen und Starkenburg nachzugehen, und habe durch private Um­frage schon viele wertvolle Angaben erhalten. Aus der volkskundlichen Literatur sind mir verschiedene Formen des Beerenopfers (auch als der Zehnte oderZoll bezeichnet) außer aus Hessen auch aus dem Rheinland, Braunschweig, Franken, Bayern, Böhmen bekannt 1 ), während Liedchen zum Beerensammeln z. B. auch aus dem Rheinland, Sieger­land, Harz, aus Thüringen, dem Vogtland, Sachsen, Schlesien, Baden, der Pfalz bezeugt sind 3 ). Für genaue Mitteilung solcher Reime und für eingehende Angaben über die Bräuche beim Beerenpflücken (z. B. Be­grüßung bestimmter Bäume; Opfer an bestimmten Stellen des Waldes, an Kreuzwegen, vor Bäumen, auf Steinen; Gebetchen beim Opfern; was geschieht mit den ersten Beeren? müssen Kinder, die zum ersten Mal mit in die Beeren gehen, sich einer besonderen Zeremonie unterwerfen?), sowie über das etwaige Vorhandensein der Vorstellung vomHeidel- beermännlein oder-weiblein 3 ) wäre ich allen Freunden der Volks­kunde sehr dankbar. Dr. Hugo Ilepding, Gießen, Goethestr. 48.

Übernommen aus Mitt. des Verb, der Vereine für Volkskunde, Juui 1907.

XXXIII. Zeitschrift des Vereins für Volkskunde. Be­gründet von Karl Weinhold. Im Aufträge des Vereins her. von Johannes Bolte. 17. Jahrg. 1907. Heft 2 bis 4. Wie er­sichtlich, enthalten diese Hefte des ausgezeichnet redigierten Organs des uns befreundeten Vereins eine Fülle belehrender und interessanter Auf­sätze und Mitteilungen. Zufällig fällt für unsere Provinz diesmal darin nichts ab.

XXXIV. Forschungen zur Brandenburgischen und Preu­ßischen Geschichte. 20. Bd. 1. Hälfte. 1907. Prof. Dr. P. J. Meier: Die Entstehung und Grundrißbildung der. Alt- und Neustadt Brandenburg a. II. Mit einem Stadtplan aus dem 18. Jahrhundert. S. 124flg.. Spricht sich gegen die von Sello ange­nommene Wendenstadt auf der Dominsel aus. Hier habe vielmehr nur die ausgedehnte Burg gelegen, während die dazugehörige bürgerliche Niederlassung das am rechten Ufer befindliche Dorf Pardwin, das suburbium war. S. 126. »Mit der Wendenstadt fällt aber auch die daraus entstandene deutsche Militärstadt, wie sie Selb als Vorläuferin

') Vgl. z. B. U. Jahn, die deutschen Opfergebräuche, S. 206 f.

s ) Vgl. z. B. F. M. Böhme, Deutsches Kinderlied und Kinderspiel. S. 190 ff.

) Vgl. E. H. Meyer, Deutsche Mythol., S. 199; Rad. Volksleben, S. 120 f.

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