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11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
der Altstadt auf der Insel ansetzt ; denn von ihr ist sonst nirgends auch nur eine Spur vorhanden. Aber ferner wissen wir auch durch Rietschel („Die civitas auf deutschem Boden“, 1894 und „Markt und Stadt in ihrem rechtlichen Verhältnis“ 1897), daß eine Militärstadt im Selloschen Sinne überhaupt eine Unmöglichkeit ist.“
Ich möchte mich nicht in diese theoretischen Streitigkeiten einlassen, die schließlich nur der Spaten entscheiden kann. Jedesmal, wenn ich in Brandenburg bin, erzähle ich von der Notwendigkeit, das älteste christliche und das vorchristliche wendische Brandenburg durch Grabe- uud Bohrversuche festzulegen und die Schichtenfolgen aufzuklären. Dies ist umso leichter, als die Gefäßreste von etwa 800 bis 1300 n. Chr. sich mit Leichtigkeit unterscheiden lassen. Ich habe auf der Dominsel sogar die Stellen bezeichnet, wo man die Ausgrabungen anfangen sollte. Die ganzen Inseln und Wiesen rechts und links des Grillendammes und zwischen diesem und der Langenbrücke bezw. dem Mühlendamm harren der Untersuchung. Man kann sich auf verschiedene Entdeckungen mit einiger Sicherheit gefaßt machen. 1. Die diluvialen Höhepunkte des Stadtbildes dürften vorwendische und zwar germanische Reste ergeben, wie sie auf dem Ilarlunger Berg und sonst dicht bei der Stadt vorgekommen sind. — 2. Aus späterer Zeit, aber noch vor der Begründung eines slavischen städtischen Gemeinwesens hier Pfahlbauten mit wendischer rischerbevölkerung zu vermuten bis etwa 9. Jahrhundert u. Z. — 3. Zeit der wendischen Stadt bis ins 10. Jahrhundert, dann Mischung mit deutschen Elementen. Diese Periode bis ca. 1160 wird in kulturgeschichtlicher Beziehung gewiß ganz besonders ausgiebig und interessant ausfallen. — 4. Zeit seit der Befestigung christlicher Herrschaft bis etwa 1500. — Alles dies ist zweifellos durch den Spaten nachweisbar. Das mag vielleicht an 50 000 Mk. Kosten erfordern, die sich auf eine Reihe von Jahren verteilen lassen, aufzubringen durch Stadt und Provinz. Allerdings müßte ein geologisch geschulter Archäolog sich längere Zeit der dankbaren Aufgabe widmen.
XXXV. Bericht über die Gemeinde-Verwaltung der Stadt Berlin in den Verwaltungsjahren 1901 bis 1905. Mit Abbildungen, Plänen und graphischen Darstellungen. — Auch diesmal hat mir der Magistrat den geschichtlichen Fiinfjahrsbericht übertragen; ich lege Ihnen den soeben erschienenen ersten Teil vor, der außer den Personalien und Generalien die Kunstdeputation, das Märkische Museum und die mir unterstellten Bibliotheken begreift, das Archiv, das statistische Amt, das Stadtgebiet und die dazugehörige Tiefbauverwaltung, Straßenreinigung, Beleuchtung, Be- und Entwässerung, das Vermessungsamt, die Parkverwaltung und das Verkehrswesen. Ich mache auf die schöne Heliogravüre aufmerksam, welche Rudolf Virchow, Ehrenbürger Berlins,