11. (8. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres. 407
XU. Der Spandauer Gedenkstein für den 18. April 1818. U. M. Herr Oberpfarrer Hecke schreibt uns: Die „historische“ Stätte, von der aus der Bombardier Schnitze bei der Haubitz-Batterie Baumgarten an jenem denkwürdigen 18. April 1813, vormittags 11 Uhr, einen „so geschickten Wurf tat“, daß das Pulvermagazin der Bastion Königin in die Luft flog und der größte Teil der Bastion zerstört wurde, ist und bleibt zweifelhaft. Gerade die militärischen Berichte, insonderheit der Bericht des damals die Belagerung Spandaus leitenden Generals von Thümen, nötigen meines Erachtens dazu, die Aufstellung der Haubitz-Batterie mehr nach Osten hin zu verlegen. Die Ruhlebener Batterien bestanden, unter sich verbunden, aus 4 Zwölfpfündern, aus 4 zehnpfündigen Haubitzen und aus 3 schweren „Einhörnern“. Die Ilaubitz-Batterie war auf der Seite von Ruhleben unweit der Försterei („auf dem Wege nach Charlottenburg am Eichelberg gelegen“) gegen die Spreeschanze und die Bastion Königin—König gerichtet, 1600 bis 1700 Schritt von der Zitadelle: die Batterie hatte eine Kommunikation mit dem „Harz“ (Herz), einem Birkenwäldchen zwischen Charlotten burger Chaussee und dem Teltower Weg. Der „geschickte Wurf“ vom 18. April traf, wie zunächst angenommen wurde, das Pulvermagazin in der Spreeschanze. Der Irrtum klärte sich erst am folgenden Tage auf: Das Laboratorium der Bastion Königsberg war gesprengt: „Eine Menge dort gelagerter Kugeln flog in die Stadt — so erzählt Prediger Hornburg in seinen Aufzeichnungen als Augenzeuge — bis über den Heinrichsplatz fort.“ Die an der Nordseite der Nikolaikirche eingemauerte Kugel erinnert daran. Nach weitem heftigem Bombardement folgte bekanntlich am 20. April der — nicht glücklich durchgeführte — Sturm der Belagerer auf die Festung (Zitadelle); dann längere Kapitulationsverhandlungen und endlich am 27. April die Übergabe der Festung und damit die Befreiung Spandaus vom französischen Joch. Die am 20. April 1813 beim Sturm von Spandau gefallenen 18 Spandauer verzeichnet das schlichte gußeiserne Kriegerdenkmal auf dem Heinrichsplatz auf seinem dritten Schilde. Zu dem Ganzen vergleiche man neben der Kuntze- müllerschen Chronik Seite 327 ff. das Gedenkbüchlein von Hornburg (1813) und besonders, in kriegsgeschichtlicher Beziehung wichtig, das Werk des Grafen v. Rittberg „Ein Beitrag zu 1813. Die Belagerung der Festung Spandau nach Archiven und geschichtlichen Belegen“, Graudenz 1891, Seite 134 ff., dazu die Kartenbeilage C. — Die eigentliche „historische“ Stätte, auf die der jetzt an der Charlottenburger Chaussee — Kilometerstein 13,1 — errichtete Gedenkstein für den 18. April 1813 mit seiner etwas ungenauen Inschrift (vergl. Anzeiger
16. 4. 07) hinweist, kann nach alledem nicht genau bestimmt werden, was selbstverständlich dem patriotischen Erinnerungszeichen als solchem in keiner Weise Abbruch tut. Wir sind bis auf weiteres