408
11. (3. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
lediglich auf die Tradition angewiesen, die naturgemäß vielfach widersprechend und sagenhaft erscheint. Als unsere Stadtverordneten am 3. Mai 1906 die für die Errichtung des Denksteins erforderliche Summe bewilligten, führte der unlängst verstorbene Stadtverordnete Müller, wie es scheint damals ohne Widerspruch, folgendes aus: „Die ur
sprüngliche Stelle, von der aus die zehnpfündige Ilaubitz-Batterie das Pulvermagazin in der Zitadelle (in der Bastion Königin) in Brand steckte, ist die alte große Linde (eigentlich waren es ihrer zwei) zwischen Ruh- leben und dem Spandauer Bock (jetzt der Straßenbahn zum Opfer gefallen). Der künstliche Gedenkstein sei nicht dort, — die Stätte jener beiden alten Linden wurde auch mir seinerzeit als „historisch“ bezeichnet, — sondern, wie geschehen, etwa 1 Kilometer näher zur Stadt, auf Spandauer Gebiet, und zwar an der Nordseite der Chaussee aufzustellen. Anders die „Brandenburgia“ (vergl. „Anzeiger“ vom 23. 10. 06): „Der
preußische Kanonier, der dort, wo jetzt der Granitblock steht, den geschickten Wurf tat, sei unmittelbar darauf durch eine französische Kanonenkugel getötet worden. Der Yolkssage zufolge wurden die beiden jetzt fast 100jährigen (?) „historischen“ Kastanienbäume zum Andenken an diese Begebenheit gepflanzt und zwischen ihnen ein Reisighaufen errichtet, auf welchen nach altem Brauch jeder Vorübergehende sein Zweiglein warf. Herr Stellmachermeister Thiele bestätigte, daß seine Mutter auf einem Gang nach Charlotten bürg, den sie in Begleitung der Großmutter unternahm, um Einsegnungskleider zu kaufen, Reisig auf den Haufen geworfen habe. In Spandau ging indessen früher auch die Sage um, dort sei einst jemand an der Landstraße erschlagen worden.“ Ein neuer gewichtiger Zeuge ersteht der traditionellen Stätte des Gedenksteins in No. 118 des „Anzeigers“ vom 23. Mai 1907: „Dem (ungenannten) Verfasser dieser Zeilen, — so lesen wir, — ist von seinem Großvater und andern, die jene Zeit miterlebt hatten, wiederholt die Stelle, wo heute der Gedenkstein steht, als die Batteriestellnng der Haubitzen bezeichnet worden. Ob die Batterie sich weiter nach Osten oder Westen ausgedehnt hat, ist bedeutungslos, denn derartige Batterien dehnen sich durch die Erdbauten stets erheblich aus.“ Hoffentlich ist bis zur Jahrhundertfeier im Jahre 1913 volle Klarheit gegeben. Das jetzige Kartenbild ist freilich von dem früheren so abweichend, daß die genaue Erfassung der Situation von 1813 recht schwer wird.
Wo lag der Eichelberg mit der Oberförsterei der „Teltower Heide“? Wo grünten die Birken des Wäldchens „Herz“? Wer pflanzte die beiden markanten Kastanienbäume mitten in die Linden der Chaussee hinein? Wie alt mögen sie sein? Zu welchem Zwecke mögen sie einst und gerade dort gepflanzt sein? Und dann: welches war damals der Lauf der Spree und ihrer Zuflußgräben? Wo gabelten sich damals die beiden Wege nach Charlottenburg und nach Teltow? Doch gewiß