Heft 
(1907) 16
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14. (11. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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deckten Steinblock und einen unter rechtem Winkel umbiegenden Wall, der noch Mauerwerk in sich birgt, zu besichtigen. Rektor Monke machte in einem kurzen Vortrage darauf aufmerksam, daß bei Bernau noch zwei andere Dörfer, Woltersdorf (an der Banker Chaussee) und Alt- Lindow (südlich von Bernau) im Mittelalter wüst geworden seien, und daß auch die nahegelegenen Vorwerke Schmetzdorf und Arendsee (nord­westlich vom Biepnitzsee) auf wüsten Dorfstellen ständen. Schmetzdorf wurde durch die Hussiten 1432 zerstört, und Arendsee ging wahrschein­lich im 30jährigeu Kriege ein. Die Gegend wurde gründlich entvölkert; dennwas das Schwert verschont, hat der Hunger aufgeriehen, und wen der Hunger nicht betroffen, den hat die Pest erwürget, wie der Bernauer Chronist Seiler (gest, 1741) treffend sagt. Die Pest ist es vermutlich gewesen, welche die drei erstgenannten Dörfer wüst machte. 1375 wird Bindow überhaupt nicht mehr erwähnt, während es von Biepnitz noch heisst, es seivon alters her nicht mehr bebaut gewesen. Seine Feldmark bildet jetzt die Bernauer Hinterheide. Der Vortragende wies auf die Stellen im Walde hin, wo in den letzten Jahrzehnten ver­schiedene Altertumssachen, vorzugsweise spätmittelalterliche Gefässreste gefunden wurden, wo der Überlieferung nach die Kirche, die Schmiede und in späterer Zeit Kohlenmeiler gestanden haben. Zu Fuß wurde als­dann die Wanderung bis an den Biepnitzsee fortgesetzt, wo man eine Schar badender Jünglinge überraschte, die dem Kalender ein Schnipp­chen geschlagen und ein reguläres Freibad eröffnet hatten. Es ist wohl kaum jemals vorgekommen, daß in den letzten Oktobertagen eine größere Gesellschaft im Freien badete.*)

Im Vorübergehen besichtigte man das neue im Rohbau vollendete große Restaurant, welches das alte, trauliche Forsthaus Biepnifz jetzt völlig verdeckt und die Poesie seiner Umgebung gründlich zerstört. Erbarmungsloser wie hier ist wohl selten der Kampf gegen die Natur­schönheit landschaftlich bevorzugter Punkte ausgefochten worden.

Auf dem Wege zum Regenbogeusee kam man dann an den soge­nanntenSchwedenschanzen, die vermutlich als mitteralterliche Weg­sperren zu betrachten sind, vorüber, setzte die Wanderung am Nordufer d es Biepnitzsees bis Ützdorf fort, bestieg hier wieder die Wagen und langte mit ziemlicher Verspätung in Biesenthal an, wo das Mittagsmahl im Seeschloss am Großen Wukensee eingenommen wurde. Kurz nach dem Eintreffen der ersten Ankömmlinge erreichte auch die an den Wirt vor 10 Uhr in Bernau aufgegebene Depesche ihr Ziel, welche die An­kunft von 70 statt der gemeldeten 43 Gäste verkündete, und so kam es denn, daß die gebotenen Genüsse den Anforderungen vielfach nur unvoll­kommen entsprachen. Ungeteilten Beifall fand indessen das aus der Brauerei

*7lm Oberen See zwischen Ützdorf und Lanke wurde noch am 1. November v°n Herren und Damen gebadet, im Hellsee sogar bis Mitte November.