14. (11. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres. 423
Finow zwischen Grafenbrück und Schöpfurth in der Nähe eines ziemlich unbekannten mittelalterlichen Burgwalles in den gleichnamigen Kanal fällt. Das kulissenartige Vordringen der Waldspitzen gibt diesem noch gänzlich unbewanderten Gelände sein eigentümliches Gepräge und zaubert oft überraschend schöne Szenerien hervor.
Ganz anders ist das Bild, welches sich uns im Osten erschliesst; wir erblicken die Stadt Biesentlial, den einzigen Ort der Umgebung, der vom Aussichtsturm zu sehen ist, und südlich davon den rundlichen Streesee, der sich der Sage nach über einer versunkenen Stadt bildete; der Abfluß führt den Namen Pfauenfließ.
Der 26 m hohe, viereckige, teilweise aus Backsteinen im Klosterformat nach Zeichnungen des Kreisbaumeisters Schulz in Freienwalde von Tiibbeke aufgeführte und 1907 am Geburtstage Kaiser Friedrichs eingeweihte Aussichtsturm auf dem 16 m hohen Schloßberge, der früher ein hölzernes „Aussichtsgerüst“ trug, birgt in seiner Eingangshalle ein eigenartiges Kuustwerk, ein von dem Oberammergauer Kunstschnitzer Andreas Lang im Aufträge des Kastellans des Arndt-Turmes auf Rügen, J. Knuth, aus einem deutschen Eichenstamm geschnitztes Standbild Kaiser Friedrichs. Als Vorlage diente eine auf dem Schlachtfelde von Wörth unmittelbar vor Beginn des Kampfes gemachte photographische Aufnahme des damaligen Kronprinzen. Ueber die Veranlassung zur Herstellung des Standbildes erzählte J. Knuth, jetzt Aufseher des Biesen- thaler Aussichtstnrmes, dem Vortragenden folgendes: Ich stamme aus Vilmnitz auf Rügen, wo meine Eltern ein Bauerngut besaßen. Einst sandte mich die Mutter nach Putbus, wo ich einige Einkäufe besorgen sollte; ich steckte zwei Taler, die ich im Laufe der Jahre erspart hatte, zu mir, um etwas Nützliches zu kaufen. Am „Tannenberge“ holte ich meine beiden Taler noch einmal hervor, um zu sehen, ob ich sie auch noch hätte, und steckte sie dann wieder ein. Beim Kaufmann in Putbus angelangt, bemerkte ich jedoch, daß ich sie verloren hatte. Eiligst lief ich wieder zurück; nicht weit vom Obelisken stand ein hoher, feiner Herr, der mich fragte, ob ich etwas verloren hätte, und ich erzählte ihm unter Tränen mein Unglück und wie ich das Geld so mühsam erspart hätte. Da zog der Herr seine Börse und schenkte mir 2 Taler, obwohl ich mich anfangs sträubte. Dann aber lief ich weiter bis zu der Stelle, wo ich vorhin meinen Schatz verloren hatte, und siehe* da lag er noch, fein säuberlich in Papier gewickelt. Sofort eilte ich zurück, um meinem Wohltäter das Geschenk wieder zu geben; ich traf ihn am »Zirkus“; doch wollte er die beiden Jaler nicht nehmen, sondern erwiderte: „Wenn Du sie nicht geschenkt haT>en willst, mein Junge, dann will ich sie Dir leihen; werde brav und fleißig, und wenn Du etwas er spart hast, dann gib sie mir wieder; ich bin der Prinz Friedrich Wilhelm,“ Nun lief ich nach Hause zur Mutter, zeigte ihr die 4 Taler