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14. (11. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereiusjahres.
and erzählte, was mir passiert war. Da sagte sie: „Jung’, das darfst
Du niemand sagen, ehe Du das Versprochene erfüllt hast; der hohe Herr, dem Du begeguet bist, wird einst unser König.“ Die Jahre vergingen; der Kronprinz wurde König und Kaiser. Und als die Trauerbotschaft von seinem Hinscheiden durch die Lande ging, da fiel es mir schwer auf die Seele, daß ich ihm nun nicht mein* die Schuld abtragen konnte. Um aber meiner Dankbarkeit wenigstens einen sichtbaren Ausdruck zu geben, ließ ich das Bild schnitzen, dessen Fertigstellung am 25. August 1896 auf dem Rugard in Gegenwart des Fürsten zu Putbus, des Barons v. Veltheim, des Landrats v. Lattorf und anderer Honoratioren gefeiert wurde. Nunmehr hat der Besitzer das Kuustwerk der Stadt Biesenthal überlassen, die ihn dafür zum Turmwächter ernannt hat.
Nach Beendigung des Vortrags wurde der Aussichtsturm bestiegen; leider mußte wegen der vorgerückten Tageszeit die Besichtigung des Genesungheims und eine in Aussicht genommene Ausgrabung aufgegeben werden. Die Mehrzahl der Teilnehmer begab sich direkt nach dem Schützenhause, um dort den Kaffee und einen kleinen ergänzenden Imbiß einzunehmen. Verschiedene Herren statteten jedoch vorher noch der großen Eibe im Garten des Apothekenbesitzers Herrn Roufs einen Besuch ab. Der Stamm des der Überlieferung nach etwa 500 Jahre alten Baumes hat in Meterhöhe 1,25 m Umfang. Obwohl die Krone noch außerordentlich frisch ist, sind die Jahre an dem Baume doch nicht spurlos vorübergegangen; am Stamme machen sich auf der Westseite Zeichen der Vermorschung bemerkbar. Schließlich wurden die „Biesen- thaler Pferdeköpfe“, eigentümliche Astbildungen an den Linden vor dem Schützenhause, besichtigt.
Im Schützenhause hielt Herr Seidel jun. einen Vortrag über die Geschichte Biesenthals und führte dabei folgendes aus: Die erste Burg auf dem großen Schloßberge rührt von Markgraf Albrecht II. her, der diesen Teil des Barnim den Pommern abnahm und durch Burgen bis nach Oderberg hin sicherte. Am Fuße der Feste Bysdal, die um 1230 erwähnt wird, bildete sich eine Ansiedelung, welche vielleicht schon um 1250 Stadtrechte erhielt. Dieselben werden in einer Urkunde vom 24. Dezember 1315, der ersten, die über Biesenthal vorhanden ist, bestätigt. Die Burg, mit reichlichem Landbesitz ausgestattet, wechselte häufig ihre Besitzer und gelangte 1441 in den Besitz der Familie von Arnim, welche die alte Burganlage erneuern und einen hohen W r artturm errichten ließ. Auch der benachbarte kleine Schlossberg wurde damals durch eine Zugbrücke befestigt und mit der Hauptburg durch eine Zugbrücke verbunden. Die Arnims sorgten auch für eine Umwehrung der Stadt durch Mauer, Wall und Graben und erbauten die Stadtkirche. Kurfürst Johann Georg erwarb am 15. 6. 1577 die Burg nebst Zubehör (10 Dörfer, Mühlen u. Eisenhammer) von den Arnims und ließ Burg