Heft 
(1907) 16
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14. (11. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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und Stadt durch Amthauptleute verwalten. Durch die Hussiten (1432) und später im 30jährigen Kriege batte die Stadt viel zu leiden. Das Schloß wurde verwüstet, und nur geringe Mauerreste neben dem neuen Aussichtsturin deuten die Stelle an, wo es einst stand. Ein kaiserlicher Oberst brandschatzte die Stadt, die 1634 durch einen großen Brand fast völlig vernichtet wurde, wobei auch viele Urkunden verloren gingen. Ein zweiter verheerender Brand, der auch die Kirche zerstörte, legte 1756 die Stadt in Asche und vernichtete ihren Wohlstand. Die Stadt hatte 1730 noch 1100 Einwohner, 1770 aber nur noch 811. 1845 er­folgte die Separation; seitdem hat sich der Wohlstand wieder gehoben. Im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts hat in Biesenthal eine rege Bautätigkeit eingesetzt; ein neuer Stadtteil, eine vornehme Villen­kolonie ist zwischen dem Schützenhause und dem Bahnhof entstanden, und im Westen, am Großen Wukensee der imposante Bau des Ge­nesungsheims des Gardekorps aufgeführt worden.

Zum Schlüsse sprach Rektor Monke über die Geschichte des Grün- thaler Unterhöhlers, des ersten märkischen Bieres, das nach bayrischer Art seit 1827 in dem bei Biesenthal gelegenen Dorfe Grünthal unter Amtsrat Schütz von dem bayx-ischen Braumeister Konrad Bechmann gebraut wurde. Nachdem in Grünthal selbst der Brauereibetrieb ein­gestellt worden war, nahm Seidel denselben in der dem Schützenhause gegenüberliegenden Amtsbrauerei im Jahre 1876 wieder auf. Die Pfleg­schaft des Märkischen Museums hat bereits früher einmal Gelegenheit genommen, sich von der Sauberkeit und Akkuratesse, mit der in der Seidelschen Brauerei gearbeitet wird, durch den Augenschein zu über­zeugen; heut bewies die Stoffprobe, daß das Unterhöhler ein Getränk ist, dessen Güte sicher von keinem andern märkischen Biere übertroffen wird.*)

Nachdem Prof. Dr. Zache in Vertretung des ersten Vorsitzenden den Bürgern von Biesenthal für die freundliche Aufnahme der Branden­burgs gedankt nnd ein Hoch auf die Stadt ausgebracht hatte, kehrten die Teilnehmer zu Wagen nach Bernau und von dort mit dem Vorort­zuge nach Berlin zurück. 0. Monke.

*) ln Berlin wurde das Grünthaler Bier besonders volkstümlich durch den Restaurateur Gärtner, Schadowstr. 4 und Dorotheenstr. 65/66, der sich dort viele Jahre hindurch einer guten Kundschaft im besseren Bürgerstande erfreute. Noch­mals wurde das Restaurant und das Cafö Gärtner nach dem Holsteiner Ufer anlehnend at > den Stadtbahnhof Bellevue verlegt, woselbst es sich noch jetzt befindet. Die er­wähnten vier Häuser gehörten dem zuvor genannten außerhalb Berlins wohnhaften Amtsrat Schütz.