16. (4. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
431
„Wieviel junge Gelehrte würden der Wissenschaft erhalten werden können, wenn man 100000 Mark jährlich als persönliche Remuneration für tüchtige Forscher in den Etat einstellte. Freilich sollte der Staat über diese unerläßliche Anstandspflicht gegenüber den opferfreudigen, aber meist in ihren Privatmitteln arg beschränkten Gelehrten hinausgehen. So anregend in mancher Beziehung der Unterricht neben der Forschung ist, so ist es auch sehr zu bedauern, daß tüchtige Forscher nur als Universitätslehrer eine ihren Leistungen entsprechende Anstellung finden können. Für eine ruhige Forschung ist die fortwährende Unterbrechung durch den Unterricht äußerst nachteilig, und es wäre deshalb in hohem Maße wünschenswert, daß außer den Universitäten auch staatliche Institute zur Pflege der reinen Wissenschaft geschaffen würden, wie wenigstens Ansätze dazu in anderen Ländern in Akademien und Gelehrteninstituten existieren. Bei uns haben die Akademien diese Ergänzung der Universitäten kaum in nennenswerter Weise geboten.“ „Selbst wenn der Staat sich aber auf die Förderung praktischer Bedürfnisse beschränken will, wird er sich nicht noch länger der Sorge entziehen können, daß die Naturwissenschaften in ihx-em Kerne besser gepflegt werden, da sonst auch ihren praktischen Nutzanwendungen der nährende Boden verdorren wird. Fehlen aber dem Staat die Mittel zu einer großzügigen Pflege und Förderung der Wissenschaft, so ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß sich auch in Deutschland wie in Amerika und vielen anderen Ländern hochherzige Freunde der Naturwissenschaft finden werden, die unserer Nation in dem internationalen Wettkampf um den Ruhm geistigen Fortschrittes gern einen Ehrendienst leisten wollen, zumal sie dadurch sich selbst und ihrem Namen das ruhmvollste Denkmal setzen würden. Dazu freilich müßte ein der Naturwissenschaft freundlicherer Hauch in höheren Regionen verspürt werden, und es müßte zum mindestens dafür gesorgt werden, daß hochherzige Spender mehr Freude a n ihren Schöpfungen haben könnten, als sie dies bisher davon erhoffen konnten. Aber das glaube ich nicht, daß unser Volk in diesem Punkte schlechter daran sein müßte als so viele andere, bei denen der Wissenschaft in den letzten Dezennien herrliche Pflanzstätten erstanden sind.“ (Vgl. im übrigen die folgende Nr. VI.)j
Ich kann mich dem Wunsche des Herrn Jaekel nach einer freundlicheren Förderung insbesondere der beschreibenden Naturwissenschaften von oben her nur anschließen. — Zwar ist gegen vor fünfzig Jahren mancherlei Erfreuliches geschehen durch Stiftungen, durch Stipendien, durch Mittel, welche seitens Vereinen und Gesellschaften für jene Gebiete geleistet worden. Es wäre aber noch viel mehr zu leisten, auch zur Pfl ege unserer engsten Heimatkunde, welche hauptsächlich wegen fehlender Geldmittel im Scbneckengange vorschreitet. Gibt es nicht auch bei »ns Mäcene, die für dergleichen von ihren verfügbaren vielen Tausenden