16. (4. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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Einen Schritt weiter geht das ebenfalls vorgelegte Schreiben Blanckenhorns vom 19. Februar 1907 in denselben Monatsberichten, Bd. 59, Jahrg. 1907, Nr. 3: „Zur Altersfrage der norddeutschen Eolithenfunde“, worin er zur Wahrung seiner Priorität gegen Wiegers und Rutot in Bezug auf die richtige Deutung des relativen Alters der norddeutschen sogenannten Eolithenvorkommnisse bezw. der ältesten Feuersteinartefakte in Deutschland das Wort ergreift.
Zum Schluß bemerkt Blanckenhorn folgendes: „Ich komme nun im Folgenden noch auf mein Verhältnis zu den Herren Rutot und Hahne. Letzterer war von meiner im Januar 1905 so positiv ausgesprochenen Behauptung, daß sowohl die Funde bei Hundisburg-Magdeburg als Taubach höchstens dem mittleren Paläolithikum oder speziell dem Ende des Mousteriens angehören müßten, wie er selbst mir gegenüber zugab, wenig angenehm überrascht und beschloß deshalb, namentlich bei Taubach und Weimar selbst weitere Studien und Aufsammlungen zu machen, mit der ausgesprochenen Absicht, mich an der Hand neuen Materials gründlich zu widerlegen. Diese Studien an Ort und Stelle sowie im Weimarer Museum brachten ihm auch weitere Artefakte zu Gesiebt, die er aber teilweise als typisch paläolithiscli speziell Obermousterien bezw. Unter- soluträen anerkennen mußte, also genau in meinem Sinne. Hahne reiste dann nach Brüssel, legte Herrn Rutot das neue Material und die neuen Erfahrungen vor und hat so auch Rutot endgültig von dem mittel- paläolithischen Alter der Taubachschicht überzeugt. In seiner eben erst erschienenen kleinen Schrift, betitelt: „Taubach et Krapina“, stellt sich Rutot auf einmal fast ganz auf meinen 1905 dargelegten Standpunkt, wobei er auch seine ihm von mir vorgehaltene bisherige Überschätzung des Elephas antiquus als Leitfossil für unteres Diluvium rückhaltslos zugibt. Nach Rutot könnte jetzt Taubach wie Krapina und der Tuffkalk von Flurlingen mit Elephas antiquus und Rhinoceros Mercki der ersten Hälfte des Riß-Würm-Interglazials (im Sinne Pencks) und kulturell dem untersten Solutreen bezw. Eburnöen d. h. dem Montaiglien Rutots oder auch einer Übergangszeit vom Mousterien zum Solutrden zufallen, einer Stufe, die neuerdings E. Dupont als Niveau von Hastiöre bezeichnet. Ua ich mit Herrn Rutot selbst früher korrespondierte und in Schriften- austansch stehe, daher ihm auch bestimmt jene Abhandlung „über das Alter der norddeutschen Eolithenfunde“ zugeschickt habe, so sollte man erwarten, daß Rutot nun erwähnte, daß ich jenes Alter schon früher (energisch gerade ihm gegenüber) verfochten habe. Aber von mir ist in seiner neuen Schrift mit keinem Worte die Rede. Den so auffälligen Umschwung seiner Meinung schreibt er angeblich allein Penck und Hahne zu.
So sehr ich mich nun freue, daß ich von vornherein richtig geurteilt habe, und jetzt Geologen wie Anthropologen sich zu den Ergebnissen
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