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16. (4. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
meiner vergleichenden Studien bekennen, so wenig bin ich erfreut über die Art und Weise, wie andere Forscher meine Resultate sich zu eigen machen und mich wenigstens teilweise totschweigen.“
Augenblicklich will ich diesen Eolithestreit nicht weiter verfolgen, er wird uns sicherlich noch öfter das Wort zu ergreifen zwingen; so viel ist gewiß, daß wir uns vor allen Dingen bezüglich der zeitlichen Anwendung des Worts Eolith wissenschaftlich verständigen und einigen müssen.
C. Kulturgeschichtliches.
IX) Die Karpathen. Halbmonatsschrift für Kultur und Leben. Herausgegeben von Ad. Meschendörfer in Kronstadt, Ungarn. I. Jahrg. Nr. 1. 1. Oktober 1907. Diese neue Zeitschrift dient
den heimatkundlichen Interessen unserer deutschen Landsleute in Siebenbürgen. Gern entsprechen wir dem Wunsch der Redaktion, in der Brandenburgia von diesem neuen Unternehmen Kenntnis zu geben.
U. M. Fräulein Elisabeth Lemke, welches Siebenbürger Land und Leute aus eigener Anschauung kennt, berichtet folgendes. Von dem Siebenbürgener Lande, in dem etwa 234 000 Deutsche wohnen, haben wir Reichsdeutsche viel zu wenig Kenntnis, was natürlich einen Mangel an Teilnahme zur Folge hat. Man kann'in Wahrheit sagen: Siebenbürgen, ein Lieblingskind der Natur, ein Sammelpunkt des interessantesten Volkslebens und ein Paradies der Gastfreundschaft. Die Rumänen bilden über 56% der Bevölkerung, die Magyaren und die ihnen verwandten Szekler 31, die Deutschen nicht ganz 10%; die übrigen 3% setzen sich zusammen aus Slowaken, Serben, Kroaten, Ruthenen, Juden, Bulgaren, Griechen, Armeniern und Zigeunern. Die im 12. und 13. Jahrhundert vom Mittel- und Niederrhein sowie aus Flandern herbeigerufenen Deutschen werden allgemein „Sachsen“ genannt, weil (wie die mündliche Überlieferung behauptet) den Magyaren diese Bezeichnung, ohne Rücksicht auf Franken und andere Stämme, mit „Deutsch“ gleichbedeutend war. Sie sind die fleißigsten und gebildetsten Bewohner des Landes. Ihre Schriftsprache ist das Hochdeutsch; unter sich sprechen sie ihre angestammten Mundarten. Neben der Treue für den eigenen König erhält sich eine uns in Erstaunen setzende, allerinnigste Liebe zum Stammmutterlande Deutschland.
Seit Oktober dieses Jahres erscheint in Kronstadt die Halbmonatsschrift „Die Karpathen“. (Preis vierteljährlich 4 Kronen.) Herausgegeben von Prof. A. Meschendörfer. Unter den Mitarbeitern befinden sich auch reichsdeutsche Gelehrte und Schriftsteller. Mir ist unter anderem besonders der Beitrag von August Jekelius interessant: „Di e Siebendörfer bei Kronstadt“, in denen Csängös (ein ungarischer Stamm) wohnen. Ich habe viele Tilge dort in der Nähe zugebracht und auch