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17. (5. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
geschieht« Potsdams seit der Mitte des 18. Jahrhunderts. Überall ist die Literatur früherer Zeit, sowie die Fülle der vorhandenen Abbildungen, Pläne und Grundrisse benutzt und manche antiquarische Quelle aufgesucht worden.
Ich gestattete mir meinerseits bei dieser Gelegenheit noch auf folgende kulturgeschichtliche Vorgänge aufmerksam zu machen.
Die ostasiatische Kunst hat dreimalig in unserer Heimat in die Kunst und das Kunsthandwerk eingegriffen. Zunächst unter dem Großen Kurfürsten, der sich bekanntlich in seiner Jugend im Haag in den Niederlanden aufgehalten und dort die ostasiatischen Kunstgegenstände gesehen hatte, welche die Niederländer viel, besonders von Japan importierten. Nachdem die Regierung dieses Inselreichs nach furchtbarem Blutvergießen die zahlreichen christlichen Gemeinden ausgerottet und die Fremden vertrieben, war es nur den Niederländern gestattet, eine kleine Faktorei auf der mittels einer Brücke mit dem Inselfestlande verbundenen unbedeutenden Insel Desima zu errichten und von dort aus unter für Christen und Europäer recht demütigenden Bedingungen, Handelsverkehr mit Nippon zu unterhalten.
Der Einfluß Japans auf das niederländische Kunsthandwerk des 17. Jahrhunderts macht sich namentlich in der keramischen Kunst geltend und da waren es insbesondere die Fayence-Tonwarenfabriken in Delft, welche sich im ostasiatischen Formenkreis bewegten. Diese Delfter Vasen, Kräutertöpfe u. dgl. sind auch bei uns sehr beliebt gewesen. Wenn sie japanisch erscheinen sollten, hatten sie auf weißem Grunde die bekannten Blumenmuster (Zwiebelgewächse, blühende Zweige von Kamellien u. dgl.), die noch heutigen Tages bei uns so sehr beliebt sind. Dies waren alles Nachahmungen iu weicher Tonmasse (Fayence mit aufgelegter Glasur und Malerei). Die harte weiße Tonware, also in der Hauptsache das chinesische Porzellan, konnte bei uns damals noch nicht hergestellt werden. Dies geschah aber, nachdem Böttger seine Vorversuche mit glasiger Hartmasse (Verschmelzung der Gefäßmasse mit der Glasur in ein untrennbai-es Ganzes) in der Berliner Schloßapotheke angestellt hatte, in Meißen 1709 unter Nachahmung durchaus ostasiatischer chinesischer und japanischer Vorbilder und Muster. Damit kommen wir bis in die Jahre 1729 30 und dann auf die hiesigen Fabrikate von Wegely und Gotzkowsky, die sich anfänglich ebenfalls in ostasiatischer Formengebnug bewegten. So lange die braudenburgisch-preußischen Überseeunternehmungen aufrecht erhalten wurden, d. h. bis zum Tode König Friedrich I. dauerte die Liebhaberei für Chinoiserien u. dgl. fort. — Friedrich Wilhelm I. wollte von dergleichen „Alfanzereien“ und „Schnurrpfeifereien“ nichts wissen, er sagte zwar von sich selbst einmal, daß er ein treuholländisches Herz habe, und er unterhielt auch fortgesetzt gute politische und wirtschaftliche Beziehungen zu den nieder-