18. (0. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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Die idyllische Ruhe des Picheiswerder fanden wir bereits gestört, indem, um den Kaiserdamm (die Heerstraße nach Döberitz) anzuschließen durch das obere sandig-steinige Diluvium ein tiefer Einschnitt gegraben war, dem ich ein primitives Steingerät, einen sogenannten Eolithen, entnahm, welcher dei-selben Schicht entstammt und der im Protokoll der Sitzung vom 26. Februar 1908 mit noch zwei anderen Eolithen abgebildet werden wird. Ich könnte noch mancherlei über den Tiefwerder mitteilen*), verweise aber auf dem bereits erstatteten Pflegschaftsbericht unseres verehrten heimatskundigen Mitgliedes Rektor Otto Monke.
Schließen möchte ich diese Mitteilung mit dem Wunsch für eine fröhliche Weihnachtszeit bis zu dem Heiligen Drei Königstag und mit den Versen Goethes, die der große Meister sich aus dem Volksmunde angeeignet hat.
Die heilgen drei Könige sind kommen allhier,
Es sind ihrer drei und nicht ihrer vier,
Doch wenn zu den Dreien der Vierte noch wär,
So wär ein heilger Dreikönig mehr.
Die heilgen drei König’ mit ihrem Stern,
Sie essen, sie trinken und bezahlen nicht gern;
Sie essen gern, sie trinken gern,
Sie essen, trinken und bezahlen nicht gern.
Die heilgen drei Könge sind wohlgesinnt,
Sie suchen die Mutter und das Kind,
Der Joseph fromm sitzt auch dabei,
Der Ochs und Esel liegen auf der Streu.
Da wir nun hier schöne Herren und Fraun,
Aber keine Ochsen und Esel schaun,
So sind wir nicht am rechten Ort,
Und ziehen unsres Weges weiter fort.
Wegen der Gebräuche in der Mark Brandenburg zwischen Weihnachten — Neujahr — Heilige Drei Köuigstag (6. Januar) verweise ich im übrigen, namentlich auch hinsichtlich der hier in Frage kommenden ost- haveliändischen Teile auf Adalbert Kuhn: „Märkische Sagen und Gebräuche nebst einem Anhänge von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1813, Seite 347 bis 354. Bei dem Verse S. 353 daselbst:
„Die Frau ist unsre Fraun,
Sie schenkt uns einen Schierling (?)
Danach wohl einen Vierling (?)“
hat Kuhn zwei Fragezeichen gesetzt. Ich glaube, daß unter „Schietling e >n Schilling gemeint war und unter Vierling ein Vierpfennigstück.
*) Nachträglicher Zusatz: In einem Artikel „Der Picheis werder als Naturdenkmal“ habe ich (Lokal-Anzeiger vom 19. Januar 1908) die geschmhthcken und fiaturgeschiclitlichen Verhältnisse der in Betracht kommenden Gegend sehr eingehend
Seschildert.