Heft 
(1907) 16
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Zum Gedächtnis Johann Julius Heckers.

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auch, der ihn bewog, einen Lehrer nach dem Harz zu schicken, um die Einrichtung der Bergwerke kennen zu lernen, und der ihn veranlaßte, die Lehrer zu ermuntern, dieStätten der Meister, die Manufakturen der Kaufleute, die Bauerhöfe und Ackerfelder kennen zu lernen und sich einwirkliches Bild von ihnen zu verschaffen. Die Erholungs­stunden nutzte er zum Sammeln von Pflanzen; er ließ sie zeichnen und malen, und so entstand seine Flora berolinensis 1749.

Es ist klar, daß bei der umfangreichen pädagogischen Wirksamkeit seine theologische Tätigkeit zurücktrat. Hecker war ein guter Seel­sorger; abertheologische Originalität findet man in seinen Predigten nicht. Sie sind nüchtern und trocken und streng im pietistischen Geiste gehalten. Sie entbehren der Gedankenfülle und des rhetorischen Schmucks seiner Amtsgenossen Reinbeck und Spalding. Aber sie zeugen von dem, was er in seinem Amte übte:werktätige Liebe, und was er erstrebte: Besserung des Lebens aller Stände.

Wie sein Charakter des Genialen entbehrte, so war auch seine Persönlichkeit nicht imponierend. Das Urteil Friedrichs des Großen allzu simpel undgar zu trocken wird auch von Anton Friedrich Büsching über ihn gefällt, der ihn und seine Anstalten im Jahre 1749 besuchte:Hecker hat das Ansehen eines trocknen, simplen und blöden Mannes. Er hat aber in der Stiftung, Einrichtung und Regierung der erwähnten Schulanstalten mehr Verstand und Tüchtigkeit gezeigt, als man ihm zugetraut hätte.

Der Schwerpunkt des Wirkens Heckers liegt auf dem Gebiet der Schulorganisation, und dieser Tätigkeit gelten die folgenden Aus­führungen. Es sollen drei Fragen beantwortet werden: Wie waren Heckers Schulen organisiert? Wie wurde in den deutschen Schulen und im Seminar unterrichtet? Was ist aus seinen Anstalten geworden?

Wie waren Heckers Schulen organisiert? Als Hecker sein Amt am 2. September 1739 antrat, fand er in seiner Gemeinde weder Parochial- noch Armenschulen vor; wohl aber bestanden drei Winkel­schulen. Seine Bemühungen hinsichtlich geordneter Schulverhältnisse bei dem Magistrat und der Armendirektion blieben erfolglos, und so sah er sich genötigt, selbständig vorzugehen. Er erklärte die eine Winkelschule, die von einem Unteroffizier vom Garnisonregiment gehalten wurde zur Parochialschule und gewährte ihr aus dem einkommenden Beichtgeld e * no Unterstützung. Er organisierte diese Schule nach dem Plan, der aQ f Grund der Verordnung vom 5. Dezember 1733 ür le sec s ^formierten Parochialschulen auf der Friedrichstadt von dem Predige Fuhrmann entworfen war, und gewährte den armen Kindern fron i Unter- fht und unentgeltliche Lernmittel. Der Plan nimmt eine emklassige dreistufige Schule, in der die Kinder nach ihren Fertigkei