Heft 
(1907) 16
Seite
477
Einzelbild herunterladen

Zum Gedächtnis Johann Julius Heckers.

477

statt. Beide erhielten den gleichen methodischen Unterricht; aber erstere genossen mancherlei Vorzüge. Sie erhielten freien Unterricht, freie Wohnung, Kost und Aufwartung und waren verpflichtet, in der Pensions- anstalt Aufsicht zu üben, die Orgel bei der Andacht zu spielen und den Gesang zu leiten. Bei Vakanzen mußten sie eintreten und Stunden in den Parochialschulen, in der deutschen und in der Realschule über­nehmen. Sie hatten zum größten Teil Gymnasial- oder Realschul- Bildung und wurden mit Stellen als Konrektoren, Kantoren, Parochial- sclnillehrer oder Informatoren versorgt. Die Präparanden erhielten keine Vergünstigungen, ausnahmsweise freien Unterricht. Sie waren Hand­werksgesellen oder Männer, die schon für eine bestimmte Stelle in Aus­sicht genommen waren und sich hier die nötige Geschicklichkeit erwerben mußten.

Was ist aus den von Hecker begründeten Schulanstalten geworden? Wenn der Nachfolger Heckers, Esaias Silberschlag, klagt, daß er einedesolate Schule vorgefunden habe, so mag er, so pietätlos das Urteil gegen den Stifter ist, nicht ganz unrecht gehabt haben. Denn einen solchen Schulorganismus, wie ihn Hecker geschaffen hatte, zu leiten, dazu gehörte ein Talent, wie nur er es besaß. Der Inspektor Ilennicke, der der Anstalt während des den Kindern Heckers bewilligten Gnadenjahres Vorstand, war nicht der Mann. Um erfolgreich wirken zu können, gab Silberschlag den Schulen ein festeres Gepräge. Die lateinische Schule erhielt den Namen Pädagogium und wurde ausschließ­lich für die studierende Jugend bestimmt. Die Realschule nannte er Kunstschule, in der vornehmlich Kaufleute, Ökonome, Offiziere ihre Aus­bildung erhalten sollten. Die große deutsche Schule taufte er in Hand- werksschule um; jedoch ist dieser Name nie allgemein geworden. So einschneidend diese Maßregel auch war, so wollte Silberschlag nicht ganz mit dem Prinzip des Stifters brechen. Die drei Schulen sollten einGanzes ausmachen, unddie Schüler sollten sich als Zöglinge einei Anstalt fühlen. Jedoch wurde ihnen das Teilnehmen an verschiedenen Kursen erschwert und nur bei Geltendmachung besonderer Grunde

gestattet.

Der dritte Direktor, Andreas Jakob Hecker, führte die Sonderung de r drei Schulen noch weit schärfer durch. Das Pädagogium erhielt ganz den Charakter einer Gelehrtenschule,in welcher philosophische «»d altklassische Studien vorherrschten. Wenn auf Heckers Wunsch diese Anstalt am 9. Mai 1797, gelegentlich des fünfzigjährigen Jubiläums, den NamenFriedrich-Wilhelms-Gymnasium erhielt, so war ies eine formelle Bestätigung der Organisation, die sie durc i n sei b *lten hatte. Bedeutungsvoll war ferner die Tatsache, daß man che Realschule (Kunstschule) ihres Charakters entkleidete Mehine J h kiassen gingen ganz ein, und die besonderen Vortrage über Statistik,