Issue 
(1907) 16
Page
504
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

504

19. (7. ordentliche Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

wendischen, litauischen, polnischen und mährischen Dorfs, soweit es unter den jetzigen politischen Begriff Deutschland fällt, zumal eine Berührung und Mischung mit dem deutschen Element nicht selten fest­stellbar ist.

Die Dorfanlage und Flureinteilung wird gründlich erörtert, desgl. der Einzelhof und Einödshof, das Haufen- und Straßen- sowie Reihen­dorf. Klar und lichtvoll, dabei von warmer vaterländischer Gesinnung durchweht ist die Darstellung, welche durch 51 wohlgelungene Ab­bildungen belebt wird.

Ich kann die Anschaffung dieses Dorfführers überall, weit über den Kreis unserer Brandenburgs hinaus nur auf das wärmste empfehlen. Der Breis von 1 M. 25 Pf. ist geradezu billig.

XXVII. Niederlausitzer Mitteilungen. Ich lege Bd. X lieft3 u. 4 (Guben 1907) der Zeitschrift der uns befreundeten Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde vor. Das Doppel­heft enthält zur Geschichte der Stadt Cottbus wichtige Urkunden des dortigen Stadtarchivs in Registerfonn, her. von Fritz Schmidt, und von unserm Ehrenmitglied Prof. Dr. Jentsch die Gubener Kirchenordnung von 1632, außerdem kleinere Mitteilungen.

XXVIII. Iloffmaun contra Spontini. Eiije nachdenkliche Neujahrsgabe für 1908 von Hans von Müller. Privatdruck in 200 Exemplaren. Der uns als Spezialforscher lloffmanns und als Vor­tragender in der Brandenburgia bestens bekannte Herr Verfasser läßt uns E. T. A. Hoffmann von der kunstkritischen Seite neu erkennen: IIotTmanns Stellung zu dem französischen Klassizisten Spontini und dem deutschen Romantiker Weber ist in der Tat wohl das Hauptproblem seiner Ästhetik. Seine Bekehrung zu Spontini war im Frühjahr 1820 vollendet. Er, der sich doch 1814 15 chauvinistisch genug gebärdet hatte, begrüßte nicht nur gut europäisch den Pariser Meister bei dessen Ankunft in Berlin, sondern stellte sich ihm sofort zur Verfügung als Bearbeiter des Textes derOlympia; Brühls freudige Zustimmung vom 5. Juni 1820 liegt in lloffmanns Nachlaß.*) Nun konnte ein überzeugter Verehrer Kpontinis nicht zugleich mit Weber durch dick und dünn gehen; und wenn auch Hoffmann im Juni 1821 denFreischützen bei weitem nicht so geringschätzig beurteilte, wie z. B. Zelter, Spontini und Spolir unter den Musikern, Tieck und Schopenhauer unter den Schriftstellern, so konnte er die Oper doch nur mit Einschränkungen loben.

Aus meiner frühen Jugend klingt mir noch der grimmige Streit, verknüpft mit mancherlei Theaterintriguen hinüber, der sich an das un­erquickliche Verhältnis Carl Maria von Webers zu Spontini knüpfte-

*) Im Märk, Museum. E. Friedei.