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19. (7. ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
Weber hat sicli durch den Freischütz, die beste Volksoper, die jemals geschrieben, für ewige Zeiten unsterblichen Ruhm erworben, auch wenn er keinen Oberon, keine Euryanthe und ungezählte andere Tonschöpfungen verfallt hätte. Spontini war damals der Hofkomponist bei allen großen öffentlichen Feierlichkeiten, namentlich wurde Olympia mit einem für die damalige Zeit in Berlin unerhörtem Pomp aufgeführt. Allmählich ist er in Vergessenheit geraten; als höfischen Komponisten und Generalmusikdirektor löste ihn Giacomo Meyerbeer ab, der sich weit mehr auf dem Repertoire erhalten hat, als Spontini. Richard Wagner hat dann allmählich wieder den Meyerbeer zurückgedrängt.
Es ist auffallend, mit welchem Eifer R. Wagner für Spontini eintrat, dem Iloft’mann später Knalleffekte, glänzende Szenerie aber zur Verstockung innerer Dürftigkeit vorhielt. Verfasser sagt: es wird eine Hauptaufgabe jeder künftigen Darstellung von Hoffmanns •Musikästhetik sein, diese vollständige Wandlung seines Urteils über Spontini zu erklären.“
Auf R. Wagners gegenteilige Auffassung möge am Schluß noch eine Stelle hier finden S. 15. „Als acht Jahre darauf [nach der Aufführung des Cortez in Berlin] unter Friedrich Wilhelm IV. der alternde Meister von Mendelssohn und Meyerbeer verdrängt wurde, trat Wagner in Dresden demonstrativ für ihn ein. Und als er wieder sieben Jahre später in Zürich die Kunde von Spontinis Tode erhielt, schrieb er in die dortige Eidgenössische Zeitung: „Spontini war das letzte Glied einer Roilio von Komponisten, deren erstes Glied in Gluck zu finden ist; was Gluck wollte und zuerst grundsätzlich unternahm, die möglichst vollständige Dramatisierung der Opernkantate, das führte Spontini soweit es in der musikalischen Opernform zu erreichen war aus.
Kr nennt den Verstorbenen, der von Publikum und Kritik wie ein toter Hund behandelt wurde, dann weiterhin den letzten der dramatischen Tonsetzer, die mit ernster Begeisterung und edlem Wollen ihr Streben einer künstlerischen Idee zugewandt hatten und schließt mit den Worten. »Verneigen wir uns tief und ehrfurchtsvoll vor dem Grabe des Schöpfers 'ler Vestalin, des Cortez und der Olympia.“ In der gleichzeitigen Schrift »Oper und Dr ama“ heißt es sogar, in (Cherubinis, Mehuls und) Spontinis Opern sei ein für alle mal das erreicht, was auf der ursprünglichen Grundlage der Oper sich Natürliches entwickeln konnte. — n ei ^ hat Spontinis Vorbild mächtig auf Wagners älteie Opein ein 0 e\\n Der Rienzi geht in der Conception sowohl wie in der formellen Ausführung von Spontinis heroischen Opern aus; beson eis au a ® n ‘ d *e Verwandtschaft des Siegesmarsches mit dem in der Olympia, stammt der Schlutlclior im ersten Akt <les Lohmgrms viel mehl von Wiui als VOM Weber. Beides tat der «*<«•»** siebziger Jahre seinen Schülern Glasenapp und Wolzoge
bekannt.“