Heft 
(1902) 10
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2 18. (10. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

Dazu kommt, dass unsere brandenburgische Heimatkunde im Milieu der grossen Landesgeschichte steht. Wir wollen unsere Provinz Brandenburg nicht als die wichtigste Provinz des preussischeu Staates herausstreichen, das wäre vermessen. Aber die Thatsache kann uns doch nicht bestritten werden, dass sich aus dem Markgrafentum Brandenburg das Kurfürstentum Brandenburg und aus diesem das Königreich Preussen entwickelt hat, auf dessen Schultern das neu­erstandene deutsche Reich ruht.

Dies Alles ist uns erst kürzlich gelegentlich der 200 Jahrfeier des Königreichs Preussen am 18. Januar d. J. so recht wieder vor die Augen geführt worden. Gleichzeitig haben wir aber dabei auch wieder erkannt, dass Brandenburg-Preussen, was und wie es geworden, nicht allein der eigenen Kraft, sondern recht eigentlich auch der landes­väterlichen Fürsorge und der weitblickenden Staatskunst unseres holien- zollerschen Herrschergeschlechts verdankt.

Bevor .wir nun unserm brandenburgischen Markgrafen, unserm geliebten Kaiser und König die erste Huldigung darbringen, wollen wir die Ansprache des Genius der Brandenburgia hören.

Dieser trat im weissen, faltenreichen Gewände vor die Rampe mit Sternenkranz und Stab geschmückt. Er wurde dargestellt durch Frau Kommerzienrath Fickert. Laut und wohltönend klangen die Worte des Dichters durch den Saal, und ausdrucksvoll und empfunden war der Vortrag. Der Dichter, Herr Dr. jur. Depöne schildert in schwung­vollen Versen das Emporkommen der Mark im Laufe der Jahrhunderte.

Unter anderem heisst es:

Zerfallen ist das alte römsche Reich,

Doch seine Streusandbüchse ward vom Schicksal Zum Eckstein eines neuen Reichs erkoren,

Das weiter, immer weiter über Land

Und Meer sich dehnt bis in die fernen Breiten,

Wo meine wackren Märker heut das Banner Germanias pflanzen, meiner grössren Schwester.

Hier ging der Vorhang auseinander und im Hintergründe erschienen die Medaillen Friedrichs I. und Wilhelms II., flankiert von den Gestalten des Friedens und des Krieges. Im weissen Gewände des Friedens stand Fräulein Friedei auf der einen Seite und hielt den Palmzweig in die Höhe, während Fräulein Bergljot-Goltdammer, im roten Gewände des Krieges, den Lorbeerzweig emporstreckte.

Nachdem der Prolog zu Ende gesprochen war, nahm der I. Vor­sitzende wieder das Wort und brachte das Hoch auf den Kaiser ans, in welches die Versammlung begeistert einstimmte. Stehend wurde darauf der erste Vers von Heil Dir im Siegerkranz gesungen.

Nun nahm das Festmahl seinen Verlauf, es wurde durch Toaste,