18. (10. ordentliche) Versammlung des IX. Verelnsjahres.
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Vorträge, gemeinschaftliche Lieder oft unterbrochen. Als erster toastete Herr Professor Dr. Galland auf die Gäste und übermittelte das Willkommen an sie. Hierauf antwortete Herr Direktor K. J. Müller und stattete dafür den Dank der Gäste ab. Der Damen gedachte Herr Professor Dr. Wagner, indem er zum Schluss seines Toastes die Herren aufforderte, den schönen Vers Hoft’manns von Fallersleben zu singen: „Deutsche Frauen etc.“ Am Schluss endlich ergriff Herr Hofjuwelier Teige das Wort und feierte den Arrangeur des Festes, sowie die mitwirkenden Dichter und Künstler. Vor allem dankte er Herrn Franz Körner, der wieder in überraschend trefflicher Weise alles angeordnet, geleitet und durchgeführt hatte.
Die deklamatorischen Vorträge eröffnete Fräulein Recke, welche die Lieder „Murmelnde Lüfte“ und „Frühlingsstimmen“ vortrug. Bewundernswert waren Reinheit, Tiefe, Klang und Wechsel der Töne. Frau Kommerzienrat Fickert entzückte auch diesmal wieder, wie schon wiederholt, die Hörer durch ihr reiches Organ, den seelenvollen Vortrag und die Auswahl ihrer Lieder. Endlich riss Herr Taenzler durch die kraftvolle Durchführung seiner Arie aus Lohengrin die Versammlung zu stürmischem Beifall hin.
Aber auch für die Bethätigung der Corona war gesorgt. Es wurde mit Begeisterung das „Kaiserlied“ von K. J. Müller gesungen. Darauf sangen die Herren das Lied „Den Damen“ von A. Lazari und endlich der gesamte Kreis wieder das humoristische Mammuthlied von F. Körner.
So verlief die Tafel unter dem heitersten Wechsel, und die jungen Herrschaften begannen lebhaft an den Tanz zu denken.
Nachdem der Saal geräumt worden war, traten die Paare zur Polonaise an und gruppierten sich allmählich derartig, dass die Mitte des Saales freiblieb. Hierhinein traten nun 12 jugendliche Paare und führten eine Gavotte auf. Die Damen in hellen Kleidern und Hüten und die Herren im schwarzen Frack und Kniehosen. Mit grosser Aufmerksamkeit verfolgten die Zuschauer den reizenden Tanz mit seinen anmutigen Bewegungen und Figuren und spendeten den Tänzern reichen Beifall.
Hierauf arrangierte sich der Zug aufs neue und jedes Paar erhielt noch ein kleines Geschenk zur Erinnerung. Endlich löste sich die Polonaise in eine Polka auf und damit trat der Tanz die Alleinherrschaft an und hielt die Paare bis an den Morgen beisammen.
So verlief auch das 9. Stiftungsfest dank der aufopfernden Hingabe so vieler tüchtiger Kräfte und der guten Stimmung der übrigen in schönster Harmonie.
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