Heft 
(1902) 10
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19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

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mancher Platz, wenn irgend ein Gast und Zuschauer etwas der Nachwelt zu übergeben Belieben trüge.

Es werden nun noch Uniformknöpfe, Haarkämme, Riechfläschchen, von Ottilien sogar die goldene Halskette geopfert, an der das Bild ihres Vaters gehangen hatte.

Dann trinkt der junge Gesell auf das Wohl der Anwesenden und wirft das für Eduarden in seiner Jugend verfertigte, mit den verschlun­genen Buchstaben E und 0 verzierten Glas fort. Es zerschellt als böses Omen nicht, wird vielmehr von einem der Arbeiter auf­gefangen und später von Eduard (S. 145 u. 258) wieder erworben.

Dies hätte Eduard nach dem Volksglauben nicht thun sollen, denn es ist ein Unglücksglas, dessen Opferung die Gottheit verschmäht hat. Das bewahrheitet sich in dem unglücklichen Ende Eduards, der zu seinem Entsetzen kurz vor dem Tode noch erfährt, dass ein Kammer­diener das echte Glas unlängst zerbrochen und ein ähnliches unter­geschoben habe (S. 812).

In Wilhelm Meisters Lehrjahren (1778 begonnen) wird gerade umgekehrt bei einem Gelage des Guten zuviel gethan und in der Begeisterung nicht bloss Glas auf Glas durch die Fensterscheiben auf die Gasse geworfen, sondern schliesslich der Punschnapf selbst, der nach einem solchen Feste durch unheiliges Getränk nicht wieder entweiht werden sollte, in tausend Stücke geschlagen (a. a. O. Bd. 16 S. 145).

Ich verweise im übrigen auf meine Angaben in der Branden­burgs IV S. 250 u. 253.

In sehr anschaulicher Weise schildert ferner vortrefflich der 1818 zu Oberplan in Böhmen geborene Adalbert Stifter, Studien, Die Mappe meines Urgrossvaters, die Vorgänge beim Richten des Hauses und Verlegen des Grundsteins (S. 113 flg.) sehr anschaulich aus Deutsch-Böhmen um 1740:

Als die letzte Sparre aufgeriehtet worden war, an welcher der Fichten­wipfel befestigt war, an dem die bunten Bänder wallten, vorzüglich rot- und blauseiden, als man unten die erste Latte angenagelt hatte, dann sogleich an ihr die nächst obere, und als es mit den vielen Händen, die beschäftigt waren, im Taktschlage rasch aufwärts ging, bis endlich die oberste und letzte am First befestigt war, und die drei Daraufschläge als Zeichen, dass es nun vollendet sei, nach den rollenden Axtschlägen noch einzeln erschollen waren, da erhob sich ein Zimmergeselle- neben dem Fichtenwipfel in seinem Sonntagsstaate, von dessem Hute zwei lange rote und blaue seidene Bänderenden herunter hingen, am Rande des Brettes stehend, das man über die obersten Querbalken der Sparren gelegt hatte, und sagte den Zimmermannsspruch auf uns herunter, die wir im Grase standen und hinauf schauten. Als er mit dem Spruche fertig war, nahm er eine Krystallflasche, die hinter ihm auf dem Brette gestanden hatte, schenkte sich