19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjabres.
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Mädchen und Frauen thaten Bänder hinein, dass man einst wisse, was dazumal in diesen Dingen für eine Mode geherrscht habe. Als dieses vorbei war, legten die Gewerke die Glasplatte wieder auf die Oeffnung, dass sie sehr gut gefügt war, dann wurde die Fügung, die rings um das Glas lief, mit einem dichten Kitte verstrichen, der erhärtet und dann keine Luft, keinen Kegen und keinen Dunst durch sich hindurch lässt. Ueber der Glasplatte wurde der Deckel aus Marmor in seinen Falz gethan, und derselbe ebenfalls mit dem Kitte verklebt, worauf über der Platte der gewöhnliche Stein gelegt wurde, mit denen der ganze Gang und rings ein Streifen des Hofes gepflastert ist, dass man nicht mehr unterscheiden konnte, unter welcher Stelle die Dinge ruhten, die man eben in die Erde gethan hatte.“
In Berlin sind die Bauopfer früher sehr mannigfaltig gewesen: Hunde, Hasen, Hühnereier, Gefässe mit Wein, Bier, Metli oder Milch, sogar gedruckte Bücher.*)
In den Städten und Dörfern der Provinz Brandenburg findet man häufig, namentlich in den Kirchen auf der Erde Backsteine mit Hundestapfen, so dass der Pfotenabdruck des Thieres nach oben liegt, häufig als Bauopfer verwendet. So gaben wir auf den Ausflügen des Märkischen Museums z. B. in den Kirchen zu Wusterhausen a. d. Dosse, Jüterbog (Nikolaikirche), Diedersdorf, Kreis Teltow (gerade unter der Kanzel), Petershagen, Kreis ¥e lto\^ (am Eingang einer vermauerten Thür) dergleichen Fliesen. Das Märkische Museum besitzt verschiedene dieser Hundestapfen- oder Hundetapfen-Steine, die teils durch Zufall entstanden sind, indem ein Hund freiwillig über den noch weichen Thon lief, oder durch Absicht, indem man einen Hund hinüber zu laufen zwang.
Den Beschluss dieser mit dem Bau-Ritual zusammenhängenden Gebräuche möge für diesmal die Wiedergabe eines gereimten Richt- worts machen, welches der Maurerpolier Strese beim Richtfest des Lietzower Kirchturms bei Nauen (Ost-Havelland) am 17, Oktober 1863, nach gefälliger Mitteilung u. M. des Herrn Rektor Monke, sprach.
Zum Werk, das hier in Gottes Namen Begonnen ist mit schwacher Hand,
Hat Gott gesprochen jetzt sein Amen;
Ihr seht es hier im fert’gen Stand.
Vollendet ist der Turmbau hier,
Des Dorfes Schmuck und grösste Zier.
Zur Ehr’ des mächt’gen Vaters droben,
Der mit uns ist, den wir jetzt loben Und bitten: 0! Herr der Welt
*) Gedrucktes wurde früher auch als zauberkräftig gehalten. Ich entsinne mich, dass eine alte Frau, als sie sah,‘dass ein Schütze ein gedrucktes Buch zerriss um ein Blatt als Pfropfen in seine Flinte mit dem Ladestock hineinzustossen, unwillig rief: es sei Unrecht, „Gottes Wort“ so zu behandeln^und aus der Flinte zu schiessen,
F. FriedeJ.