19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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verdankt, während der andere durcli Mineralpartikelclien gefärbt ist; zu letzterer Gattung gehört der jüngst gefallene. „Ich habe“, führt Dölter aus, „zuerst von dein Bezirkstierarzt Bernhard Fest in Murau Proben von dort erhalten, weitere durch Professor Dr. R. Iloernes zur Untersuchung bekommen. Die Farbe der mir zur Verfügung gestellten Proben war braunrot; aus anderen Gegenden wurde über eine gelbbraune oder gelbe Färbung berichtet; in Sizilien soll der Regen blutrot gewesen sein. Der färbende Bestandteil ist aber, soweit aus den eingesandten Proben hervorgeht, stets derselbe; es sind wohl die verschiedenen Farben, abgesehen von dem subjektiven Moment, erstens auf das Mengenverhältnis des färbenden Bestandteiles, zweitens auch auf die Beleuchtung des Schnees zurückzuführen.
Das Färbemittel ist Eisenoxydhydrat, Brauneisen oder Eisenocker, wie er in den meisten mineralischen Sanden in geringer Menge vorkommt, während in den Tropensanden eine bedeutendere Menge desselben eine intensivere braunrote Färbung bedingt. Durch Verwitterung entsteht in vielen tropischen Gegenden Afrikas und Asiens eine eigentümliche rote bis braunrote Erde, die einen starken Gehalt an Eisenoxyhydrat zeigt und Laterit genannt wird. Sie entsteht aus verschiedenen Gesteinen, durch Verschwinden von Feldspat, Quarz und Bildung von Eisen- und Thonerdehydraten. Ich sammelte selbst in Westafrika solchen Laterit; sein Färbemittel hat mit dem des Schnees manche Ähnlichkeit.
Die Untersuchung des Sandes, der dem Schnee beigemengt war, zeigte neben dem roten Bestandteil, der im durchfallenden Licht unter dem Mikroskop brännlichrot, gelblichrot, seltener blutrot erscheint, noch einige undurchsichtige Partikelchen von Eisenglanz, die aber in dünneren Partien ebenfalls blutrot erscheinen, dann in geringer Menge Quarzbruchstücke, dagegen viel Glimmerblättchen, Feldspat und ziemlich viel kohlensauren Kalk, der am Aufbransen mit Säure sofort erkenntlich ist; auch Mischungen von dichtem Kalcit (ohne Krystallform) mit Eisenocker kommen vor. Alle diese Bestandteile erklären sich leicht als Verwitterungsgruss von Graniten, Glimmerschiefern und dichten Kalksteinen, die wahrscheinlich stärker eisenhaltig waren. Demnach haben wir es mit einem Wüstensand zu thun, zu dem sich noch ein Bestandteil gesellt, der unter dem Mikroskop sofort ins Auge springt: Salzkrystalle in Würfeln, die offenbar auf dem Flug über das Meer mitgerissen wurden. Der Sand stimmt übrigens zum grössten Teil überein mit einem Schlammregen, der im Jahre 1885 bis Klagenfurt fiel. Mit vulkanischem Schlammregen hat das beobachtete Phänomen, wie aus der Untersuchung der Gemengteile hervorgeht, wohl nichts gemeinsam.“*)
*) Auch Meteorstaub ist zeitweilig für die Färbung des Staub- und Blutregens verantwortlich gemacht worden. Das erstreckt sich sogar, wie nachfolgendes Citat erweist, auf andere Planeten.