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19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
Was diesen von Dr. Dölter erwähnten Laterit anlangt, so bemerke ich, dass er zweifellos auch in einzelnen nichttropischen Gegenden der Erde vorkommt. So habe ich in der Nähe von Abbazia im österreichischen Küstenlande gewaltige Ablagerungen von Latent, „rote Erde“ (terra rossa) über dem harten ausgewaschenen Karst-Kalkstein gesehen und in meinem Tagebuch vom 15. Mai 1895 darüber folgendes bemerkt: „Am Nachmittag nach Lovrana mit Dampfer gefahren und
dann den istrischen Strand noch weiter nach Süden verfolgt. Der Uferweg wird immer höher und höher zum Adriatischen Meer hin abfallend. Dann erscheinen ungeheure Abstürze, Draga genannt., der roten Erde (terra rossa) welche sicli bis zum Meer erstrecken und zu mehreren hundert Metern erheben. Schlünde, Spalten und Löcher sind darin in phantastischer Weise ausgewaschen. Da, wo ein Stein aufliegt oder die Klammerwurzeln festeren Buschwerks in der lioterde haften, bilden sich Erdpyramiden, ähnlich wie bei Bozen, nur mit breiterer pyramidaler Basis, nicht so säulenartig schlang wie bei Bozen und wie nahe Innsbruck bei Patsch.“ Regen und Wind führen die lockere fruchtbare lateritische Roterde nach unten; setzt nun eine Bora oder ein sonstiger Wirbelsturm, wde sie auf dem Karstgebiet und in Istrien bis zum Meere hinunter mitunter in furchtbarer Wut hausen, ein, so werden die roten Staubmassen trombenartig in die Luft gerissen, schlagen sich weit und breit mit Regengüssen nieder und bilden gelegentlich das Phänomen des Blutregens.
Gleichwohl glaube ich diese terra rossa diesmal nicht als die Ursache unseres Blut- und Staubregens anklagen zu dürfen, denn die Färbung war — wie schon angedeutet — je weiter nach Süden, je intensiver, für Europa in Sizilien am dunkelsten. Es bleibt also auch nach meiner Meinung das Wahrscheinlichste, den Ursprung des Phänomens vom 10. und 11. d. M. in Afrika zu suchen.
Im Volksglauben spielen, wie man sich leicht denken^kann, die Blutregen eine grosse Rolle. Der alte Bekmann (Hist. Beschreibung der Chur und Mark Brdb. 1751 S. 529 flg.) weiss natürlich auch davon zu berichten. So hat eines Müller’s in Grossmantel Magd auf ihren Kleidern mehrere Tage Blut i. J. 1675 gehabt. Sie hätte auch ein Gesicht von zwei Reutern gegen Norden bemerkt und wäre endlich durch eine lange weissgekleidete Person gewarnet worden, das Blut nich t abzuwischen, sondern den Thatbestand den Gerichten anzuzeigen.
„Was die rötliche Färbung der Oberfläche (der Schneezonen des Mars) betrifft, so meint Schmidt, dafür Meteorstaub verantwortlich machen zu können, dessen Anwesenheit in unserer Atmosphäre durch Einschmelzen ungeheurer Schneemengen in den Nordpolregionen durch Nordenskjöld nachgewiesen worden ist.“
Hnatek in der Naturwiss. Wochenschrift XVI, S. 118.
Vgl. über den Blutregen auch Dr. E. Less in der Naturwissenscli. Wochenschrift No. 10, S. 180, Bd. XVI, 1891. ' E. Friedei.