19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinshres'ja 19
Nachdem der Magister Friedrich Madeweis hierüber eine erbauliche Epistel in wohlgesetztem Latein verfasst, kam heraus, dass sich die Mühlknappeu ein Spässchen gemacht und der sehr einfältigen Magd das Blut mit einer Wurstspritze appliziert. Angelas Marcliicus berichtet von Blutregen in den Jahren 1541, 1588 und 1596. Bekmani) giebt auch eine ziemlich vernünftige Erklärung des Blntregens, den er mit rotem Erdstaub in Verbindung bringt. Er führt auch nach Peiresc als möglich an, „dass solche Farbe vom geschmeiss und unflath gewisser sommervögel herrühre, welche einen röhtlicheu unflaht fallen lassen.“*) Bekmann erwähnt noch folgende Beobachtung:
„Sonst hat man A. 1737 am h. abend vor Weihnachien bei Strauss- berg wahrgenommen, dass der Strausssee daselbst ganz rollt ausgesehen, als wäre das wasser mit Blüht vermenget. Bald ging die rede, der See bei Straussberg wäre Blüht geworden. Nachdem das wasser verschiedentlich untersucht worden: hat zwar wollen gemuhtmasset werden, dass es von einem im gründe blühenden kraut- oder wurzeln herrühre, allein der wahre grund hat gesteckt in den dabei gelegenen Ellern,**) welche ausgehauen worden, da sich aus den wurzeln und spälmen ein saft abgeweichet, der nach und nach durch die erde in den See gedrungen, und weil es subtile holztlieilchen gewesen, solche sich oben gesetzet, und die färbe verursachet; wie sich solches gezeiget, wann man wasser davon in einem glase stehen lassen. Dann da hat sich oben das roht wie eine feine faule feine borke gesetzet. — Der llr. D. Gleditsch, der diese Sache untersuchet, hat befunden, dass die am Strausssee gelegene Elsenbrücher, deren quellen sich in den See epgiessen, verscblamt, verstopft, und in langer zeit nicht recht gangbar gewesen, und da sie auf eiumahl aufgeräumet worden, durch eingefallenen anhaltenden regen auf einmahl eine grosse menge von einer zarten rollten Eisenerde, wie die Sublimation mit @x gezeiget, welche mit leichtem schlämm vermenget gewesen, in den See geführt worden, wodurch die rohte Farbe entstanden. Ein gallertartiges gewächse aber, welches beim Linnaeus Flor. Suec. 369. Tremella plicata undulata, sonst aber vom Gemeinen Mann Sternenbutz genannt wird, hat die bluhtige lappen im wasser vorgestellet: welches derselbe auch bei dem Dorfe Johannesfelde in dem Wiesengraben und in Gerlsdorf an den quellen bemerket. Ob es mit einem See bei Zollnow unweit Soldin, der 1629 31. Mai auch bluhtig soll ausgesehen haben, gleich bowandnüss habe, lasset man dahin gestellt sein.“
Dazu sei bemerkt, dass ich am 9. Oktober 1898 mit der Pflegschaft des Märkischen Museums den Pfuhl bei der Stadtstelle im Blumenthal bei Straussberg (vgl. Jahrg. IX 258, 348, 481) blutrot
*) Vergl. meinen Aufsatz in der Zeitschrift „Der Zoologische Garten, XLI. Jahrg. Frkf. a. M. 1900 S. 39ö flg. E. Friedei. Der Polyhistor Peiresc ein Tierkenner und Tierfreund des IG. und 17. Jahrhunderts.“ E. Friedei.
**) Vergl. meine Beobachtungen im Amts- oder Mariensee bei Kloster Chorin, den ich von Erlenwurzeln am 21. Juli 1895 stellenweis rot gefärbt fand. Branden- burgia IX. S. 292. E. Friedel.
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