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19. '(9- ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
und Entwürfe zu einem Friedrichsdenkmal auf die Ausstellungen schickten — so haben gleichzeitig die Maler die Thaten, die Siege, die Tugenden Friedrichs in Bildern, manchmal noch allegorisch, zumeist aber realistisch vorgeführt. Und für die, welche persönlich jene Glanzzeit Preussens nicht miterlebt, kam bald eine wichtige anregende Quelle hinzu, aus der sie die Kenntnis der friederizianischen Kriegsepoche mit allen Details schöpfen konnten: nämlich die von Archenholz verfasste „Geschichte des Siebenjährigen Krieges“, die 1789 im Berliner Historischen Taschenbuch und vier Jahre darauf erweitert,' zweibändig erschien.
Bernhard Rode und Daniel Chodowiecki waren damals bereits in ihr 7. Jahrzehnt getreten; sie standen in der Reihe der Zeugen der friederizianischen Vergangenheit obenan. Neben dem Phantasiemenschen Rode war der andere der kühle nüchterne Beobachter des Lebens. Doch w r ar der gedankliche Horizont Chodowieckis weder so eng, wie Viele glauben, die von ihm nur höchst saubere Spiegelbilder der gewöhnlichen Wirklichkeit kennen — noch war Rode nichts weiter als der leichtfertige Schnellmaler, der „Fixmaler“, der Fa presto seiner Zeit, als den ihn der alte Schadow der Nachwelt denunziert hat. Die Studien des letzteren waren unleugbar ernst und dauernd eifrig betrieben worden, ehe er seine Meisterschaft im Aktzeichen und Entwerfen erlangte. Im Malen hatte er sich einst im Atelier Antoine Pesnes hinlängliche Kenntnisse erworben. Dann suchte er seine Studien in Paris und in Italien, in Venedig und Rom, zu vollenden. Die strengere Richtung eines Mengs hat ihn auch später nicht berührt. Er darf vielmehr als ein Epigone der Barockmeister, jener raumgewaltigen Malerdekorateure, deren letzte Grösse Tiepolo damals noch lebte, genommen werden. Mit ihnen teilte Rode die Gepflogenheit, die Gestalten, die er schuf, nicht charakteristisch durchzubilden, nicht individuell zu beseelen. Die typische Behandlung der menschlichen Figur und ihrer Glieder will weniger als ein Fehler des Meisters betrachtet sein, sondern sie offenbart die Eigenschaft des Dekorateurs. Aber diese Eigenschaft wirkt im Staffeleibilde, im Ilistoriengemälde natürlich so unvorteilhaft wie möglich. Die älteren Zeitgenossen, wie Friedrich Nikolai und der Dichter Ramler, der an ihn eine Ode richtete, hatten trotzdem eine sehr hohe Meinung von Rodes Fähigkeiten nicht nur als Maler von Deckenfresken, sondern auch als Schöpfer von Historien religiöser und weltlicher Gattung, selbst als Porträtist und endlich als Radierer. Ein grosser Teil seiner Plafondmalereien, die für die künstlerische Beurteilung wohl wuchtig wären, ist leider zu Grunde gegangen; seine Altai’- gemälde sind sehr zerstreut und darum nicht leicht zugänglich. Was ich von ihm allein kenne, seine Radierungen und ein Paar Gemälde, lassen ihn als einen Künstler erkennen, der sehr geschickt Selbster-