Heft 
(1902) 10
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cj2 19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.

Wirklichkeitskunst gewesen sein möchte, die im 17. Jahrhundert eine Pflegestätte an der Spree hatte und diese Nachwirkung hier wohl zeitigen konnte. War doch damals auch in der Bildnerei Tassaert, der Lehr­meister Schadows, ein Niederländer, der als Altersgenosse Kodes die Statuen der Generale Seydlitz und Keith im realistischen Zeitkostüm für den Wilhelmsplatz meisselte.

Dennoch spricht anderes für die gegenteilige Meinung Schadows./ Wests berühmtes GemäldeTod des Generals Wolfe in der Schlacht bei Quebeck am 13. September 1759, zum ersten Male, bereits 1768 in der Royal Academy zu Louden ausgestellt, war zweifellos frühzeitig durch den Kupferstich auch in Berlin bekannt geworden. Es ist hier eine gefühlvolle Scene von fast realer Auffassung komponiert, die später wohl für Hunderte von Todesdarstellungen zum Vorbild diente. Ein gleiches für die Preussische Geschichte zu leisten, schreibt Schadow, seien Cuningham und Clemens im Jahre 1784 nach Berlin gekommen. Er knüpft also an ein ganz bestimmtes Datum fln für die Uebertragung des modernen Realismus auf die Berliner Geschichtsmalerei durch den englischen Maler Cuningham und den englischen Kupferstecher Clemens. Ersterer habe einen richtigen Blick für die preussischen Militärkostüme und die Haltung des Militärs gehabt und nahm sich heraus, unsere Meister zu korrigieren, was gut angenommen wurde. Dann weiter: Cuningham malte Portraits in Pastel; ihm lag daran die Ähnlichkeiten zu erhalten vom Personal, welches den König bei der grossen Revue umgab. Auf der kürzliehen Kronjubiläums - Ausstellung war in der That auch ein Ölgemälde auf Leinwand (1,(5!) m X 2.44 m) von diesem Engländer zu sehen:Friedrich der Grosse mit seinem Gefolge vom Manöver zurückkehrend. Es ist dasselbe Bild, welches zuerst auf der akademischen Kunstausstellung von 1787 gezeigt wurde. Auf der ersten Ausstellung von 1786 wurde Cuningham noch alsBildnismaler aus London im Katalog bezeichnet, ein Jahr nachher rangierte er bereits unter dieBerlinischen Künstler und bei der vierten Ausstellung wurde er Historienmaler und akademisches Mitglied genannt. Auch der Be­gründer seiner Richtung der Historienschilderung in London Benjamin West war ordentliches Mitglied der Berliner Akademie, die seinen Tod in ihrer Sitzung am 30. April 1821 beklagte.

Einer genauen Untersuchung des auffindbaren Materials muss es überlassen bleiben, künftig zu entscheiden, ob der kunstgeschichtliche Thatbestand in dem Schadowschen Buche zu Ungunsten unseres Bernhard Rode etwa verschleiert und die dortige Angabe event. zu korrigieren sei. Jedenfalls scheint es mir wichtig, festzustellen, dass Rode schon im Jahre der Eröffnung der akademischen Ausstellungen nicht weniger als 22 Historienbilder zum Teil mit lebensgrosses Figuren zeigen konnte, und es ist wohl anzunehmen, dass manchen