19. (9. ordentliche) Versammlung des IX. Vereinsjahres.
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dieser Werke aus der Zeit vor Cuninghams Ankunft in Berlin stammte. Allein 14 Stücke dieser Sammlung bezogen sich auf die vaterländische Geschichte. Es muss uns vorläufig genügen, nur die Themata kennen zu lernen: Burggraf Friedrich IV. übergiebt dem Kaiser Ludwig von
Bayern den Degen des von ihm besiegten Gegenkaisers. Friedrich I. wird vom Kaiser Siegismund mit der Kurwürde belehnt. Kurfürst 1 Friedrich II. schlägt die böhmische Krone aus. Albrecht Achilles erobert leine feindliche Fahne. Johann Cicero als thatkräftiger Friedensfürst. I Krönung der Kinder Joachims I. Joachim II. nimmt zuerst den Kelch beim Hl. Abendmahl. Johann Georg verteilt an seine Söhne das fürstliche Erbe. Joachim Friedrich stiftet den Geheimen Staatsrat. Johann Siegismund schliesst eine protestantische Union. Georg Wilhelms Unterredung mit Gustav Adolf von Schweden. Der Grosse Kurfürst mit Derflinger auf dem Kurischen Haff. Die Königskrönung Friedrichs III König Friedrich Wilhelm belagert Stralsund . . . Bis auf die damalige Gegenwart ist der Schöpfer dieser Bilderfrage hier noch nicht gegangen. Auf jener ersten Berliner Kunstausstellung führte Daniel Chodowiecki u. v. a. eine Allegorie auf den Frieden der Kaiserin Katharina II. mit Polen und der Türkei in Federzeichnung vor, dagegen sein jüngerer Bruder Gottfried Chodowiecki drei kleine Aquarelle: Schlachtenbilder aus dem russisch-türkischen Kriege von 1769 und 1770 — also Zeitgeschichte im realen Gewände.
, Mit dem zweiten Ausstellungsjahr (1787) erkennt man, wie die heimischen Kräfte inzwischen angefangen haben, sich der Gestalt und | der Thaten des verstorbenen grossen Königs künstlerisch zu bemächtigen.
[ Mit Vorliebe suchen die Bildhauer wie auch die Maler die historische ! Erscheinung mit einem heroischen Nimbus zu verbinden; die Tracht wird antikisiert, die Umgebung allegorisiert. Rode schildert damals z. B. die Gerechtigkeitsliebe des „Preussischen Titus“ (wie der König i im Text des Katalogs heisst) durch einige Frauengestalten, welche abstrakte Tugendbegriffe, Gerechtigkeit, Klugheit, Dankbarkeit, als Genien ' verbildlichen. Allegorisch wird von dem Künstler auch der König als - Stifter eines Fürstenbundes verherrlicht, wie er gepanzert und lorbeer- I gekrönt dasitzt und ein Bündel Pfeile mit dem Ölzweig umkränzt: V- Deutschland, die Staatsklugheit und die Eintracht sind hier als Genien beigegeben . . . Dagegen stellt sich Rode in zwei andern Bildern ganz auf den Boden der Wirklichkeit; und beide Arbeiten erinnern allerdings I gegenständlich an jenes Werk von Benjamin West, da sie Sterbeszenen I geben: der Tod des Königs und der Tod des ertrunkenen Herzogs * Leopold von Braunschweig. Von letzterem Gemälde — ebenso von D°des „Fürstenbund“ — enthält die Publikation der akademischen Hochschule, die zur Jubelfeier 1896 erschien, kleine, aber gute Abbildungen.
Die Situation: wie Herzog Leopold von Schiffern aus dem Wasser